Nachhaltigkeitsstrategie

Was bedeutet SRI bei ETFs? Leicht verständlich erklärt

Was bedeutet SRI bei ETFs

In der Welt des nachhaltigen Investierens laufen einem viele Begriffe über den Weg. Finde hier heraus, was das Kürzel SRI bei ETFs bedeutet und ob SRI-ETFs das richtige Investment für dich sind.

Die Abkürzung SRI steht für Socially Responsible Investing (= sozial verantwortliches Investieren). Bei ETFs weist sie darauf hin, dass die enthaltenen Unternehmen nach besonders strengen Nachhaltigkeitskriterien ausgewählt wurden. 

Das Ganze ist etwas verwirrend. Während Socially Responsible Investing ähnlich wie ESG-Investing grob gesagt für nachhaltiges Geldanlegen steht, hat die Abkürzung SRI bei ETFs eine viel konkretere Bedeutung. Das wird nur selten benannt und immer wieder verwechselt.

Was bedeutet SRI bei ETFs?

Ich bin ein Freund davon, praktisch zu denken. Auf anderen Portalen und Blogs wird lange drum herum geredet, was Socially Responsible Investing bedeutet, wie die geschichtliche Entwicklung ist und dass jeder den Begriff anders verwendet.

Ganz ehrlich, das ist mir egal.

Was will ich denn am Ende? Ich möchte eine wohl überlegte Entscheidung zwischen den angebotenen Investmentprodukten treffen. Da muss ich nicht drüber philosophieren, ob ESG-Investing oder SRI nicht eigentlich das gleiche bedeuten. Ich will wissen, was sie bei ETFs bedeuten!

Ein bisschen Allgemeinwissen schadet natürlich nicht. Deshalb habe ich in meinem Lexikon alle wichtigen Begriffe kurz und knapp erklärt.

Was du dir merken kannst: Socially Responsible Investing (SRI) beschreibt ähnlich wie ESG verschiedene Aspekte nachhaltigen Investierens, die viele Überschneidungen aufweisen. In der Welt der ETFs sieht die Sache hingegen anders aus.

Was bedeutet SRI bei MSCI-ETFs?

Was bedeutet SRI bei ETFs von MSCI

Der Begriff SRI kommt im Grund nur bei ETFs vor, die einen MSCI-Index abbilden. Der Franklin LibertyQ Global Equity SRI ist die einzige Ausnahme, die ich kenne. Ich spreche hier übrigens von Index, da die Auswahl der Unternehmen auf Indexebene geschieht. Ein ETF ist nur ein Finanzprodukt, das einen Index abbildet. Wer noch nicht so fit mit den Begriffen ist, findet die Übersichtsgrafik auf dieser Seite bestimmt sehr hilfreich.

Da mehr als zwei Drittel aller nachhaltigen ETFs auf MSCI-Indizes basieren, reden wir hier übrigens nicht von einer Nische.

MSCI hat klar strukturierte Auswahlmethoden, nach denen die Unternehmen in ihren nachhaltigen Indizes ausgewählt werden. Das gilt insbesondere für die SRI-Produktpalette. Es gibt insgesamt 4 verschiedene Indexfamilien, die jeweils weiter in die einzelnen Regionen unterteilt sind.

  • MSCI SRI
  • MSCI SRI S-Series
  • MSCI SRI Select Reduced Fossil Fuels
  • MSCI Low Carbon SRI Leaders

Die Auswahlmethoden sind von den Regionen unabhängig. Das bedeutet, dass ein MSCI USA SRI die gleichen Kriterien anlegt, wie ein MSCI Europe SRI.

MSCI SRI

MSCI SRI Methodology

Die SRI-Index-Reihe von MCSI arbeitet mit zwei Filterstufen, wobei die erste noch mal in drei unterschiedliche Schritte unterteilt ist. Diese Stufen sind bei vielen Indizes ähnlich. Bei SRI-ETFs sind die angelegten Kriterien aber besonders streng.

Für die Beurteilung der Unternehmen nach diesen Kriterien und die Umsetzung in den Auswahlprozessen hat MSCI extra ein Tochterunternehmen gegründet: MSCI ESG Research. Dort werden so viele Daten wie möglich zusammengetragen, analysiert und verglichen, um eine möglichst seriöse Abschätzung machen zu können. Verhält sich ein Unternehmen nach anerkannten ökologischen und sozialen Standards oder verdient es sein Geld auf weniger nachhaltige Weise?

Wertebasierter Ausschluss

Zunächst werden alle Unternehmen, die in unerwünschten Branchen ihr Geld verdienen, aussortiert. Das nennt sich wertebasiertes Screening.

Ausgeschlossene Geschäftsmodelle:

  • Kontroverse Waffen
  • Zivile Feuerwaffen
  • Konventionelle Waffen
  • Nuklearwaffen
  • Tabak
  • Alkohol
  • Pornografie
  • Glücksspiel
  • Genetisch modifizierte Organismen
  • Atomenergie
  • Kraftwerkskohle

Die einzelnen Branchen werden dabei minimal unterschiedlich behandelt. Kontroverse Waffen fallen in die Kategorie „Zero Tolerance“. Da würde sogar eine Catering-Firma, die einen solchen Waffenhersteller beliefert, aus dem Index fliegen.

Wem übrigens vor allem Waffen ein Dorn im Auge sind, kann sich gerne meinen Post zum Thema waffenfreie ETFs anschauen. Da beschreibe ich genau, was man für Optionen hat, wenn man nicht in die stark gefilterten SRI-ETFs investieren möchte.

Die anderen kontroversen Geschäftsmodelle werden minimal weniger streng behandelt. So gilt man zum Beispiel erst als Tabakunternehmen, wenn man mehr als 5 % seines Umsatzes mit solchen Produkten verdient. Ähnliche Grenzen, teils auch 15 %, gelten bei den anderen Branchen.

ESG Controversies Score

MSCI unterzieht alle Firmen im Elternindex einer Prüfung auf Kontroversen. Denn auch, wenn man nicht in kontroversen Branchen arbeitet, kann man in allerhand Skandale verwickelt sein.

In dieser Kategorie wird vor allem untersucht, ob Verstöße gegen internationale Abkommen vorliegen, z. B. gegen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der UN, das Kernübereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation, oder die UN Global Compact Richtlinien.

Ich höre immer wieder, dass sich SRI-ETFs vor allem durch die Berücksichtigung von Kontroversen auszeichnen. Zum Beispiel in diesem ansonsten sehr genialen Moneytalk von Madame Moneypenny. Aber andere Indizes machen das ebenfalls. In den MSCI ESG Leaders Indizes werden z. B. Unternehmen mit einem ESG Controversies Score von unter 3 ausgeschlossen (Skala von 1-10). In den SRI-Indizes liegt die Grenze bei 4.

Wer genau wissen möchte, wie sich ESG-ETFs von SRI-ETFs unterscheiden, kann gerne diesen Beitrag lesen.

ESG-Rating

Der letzte Teil der ersten Stufe überschneidet sich mit Stufe 2. Grundlage ist in beiden Fällen das sogenannte ESG-Rating, bei dem Firmen in den Bereichen Umwelt (Environment), soziales Verhalten (Social) und Unternehmensführung (Governance) bewertet werden.

Um gleich von vornherein sicherzustellen, dass nur Firmen mit sehr hohen Standards im Index landen, kommen nur Unternehmen mit einem Rating von A oder besser infrage.

Best-in-class-Prinzip

Die zweite Stufe der Indexkonstruktion erfolgt nach dem sogenannten Best-in-class-Ansatz. Dabei werden Firmen nach ihrem ESG-Rating (aus)sortiert. Es wird allerdings nicht eine große Liste erstellt, sondern jeder Sektor einzeln betrachtet.

Bei den SRI-Indizes werden jeweils die besten 25% der Unternehmen eines Sektors ausgewählt. Genauer gesagt werden von der Top-Position nach unten so lange Unternehmen aufgenommen, bis eine Marktkapitalisierung von 25% des Elternindex erreicht ist. Es geht also nicht um die Anzahl der Unternehmen. Viele verwechseln das, aber zugegebenermaßen kommt es am Ende fast auf das Gleiche heraus.

5 % Issuer Capped

Beim MSCI World reduziert sich die Anzahl der Unternehmen durch die SRI-Strategie von ca. 1650 Unternehmen auf unter 400. Dadurch kann es passieren, dass große Firmen einen hohen Anteil im Index einnehmen. Um dieses Klumpenrisiko zu vermeiden, wird die maximale Gewichtung oft auf 5% begrenzt. Vor allem bei kleinen länderspezifischen Indizes spielt das eine Rolle.

Kritik am Best-in-class-Prinzip

Es wird immer wieder kritisiert, dass bei der ESG-Selektion in den meisten ETFs jeder Sektor separat betrachtet wird. Unter dem Motto „der beste Ölkonzern ist immer noch ein Ölkonzern“. Aber das ist meiner Meinung nach unberechtigte Kritik, vor allem bei SRI-Indizes.

Durch das Mindest-Rating von A und die anderen Ausschlusskriterien wird sichergestellt, dass man wenige „Leichen im Keller“ hat. Außerdem werden keine kleinen Branchen wie z. B. die Waffenindustrie separat betrachtet, sondern die 11 großen Sektoren. Diese sind nach dem Global Industry Classification Standard (GICS) festgelegt: Energie, Finanzen, Kommunikation, usw. Man wird also nie die „besten 25% der Kohle- oder Waffenunternehmen“ im Index finden.

Ich schaue eher auf die Vorteile des Best-in-class-Prinzips. Die Sektorengewichtung entspricht in etwa der des Elternindex. Man lässt also keine Industrie außer Acht. Das ist gut für die Diversifikation. Außerdem werden wir immer Energie brauchen und auch noch lange auf Öl angewiesen sein. Warum nicht die besten 25% der Energieunternehmen im Portfolio haben (zu denen auch Ölkonzerne gehören)? Traut man denen nicht am ehesten die Energiewende zu? In diesem Beitrag habe ich mich ausführtlich mit dem Thema beschäftigt.

MSCI SRI S-Series

Die S-Series ist eine Erweiterung der normalen SRI-Indexfamilie. Hier liegt der Fokus stärker auf dem Bereich Klimawandel. In der ersten Filterstufe werden zusätzlich Unternehmen aus der Öl-, Erdgas- und Kohleindustrie ausgeschlossen.

Da am Ende wieder eine Marktkapitalisierung von 25 % des Elternindex angestrebt wird, fliegen in der zweiten Stufe weniger Unternehmen aus dem Index. Logisch, wenn in der 1. Stufe mehr ausgeschlossen wurden.

Im Ergebnis enthält der MSCI World SRI S-Series ca. 60 Firmen, die im MSCI World SRI ausgeschlossen sind und umgekehrt. Das sind aber nur 3 % der Unternehmen, also ein marginaler Unterschied.

 MSCI SRI Select Reduced Fossil Fuels

Die Reduced Fossil Fuel Indizes gehen noch einen Schritt weiter als die S-Series. Hier liegt die Umsatzgrenze bei der Kohle-, Öl- und Gasgewinnung bei 0 %. Entsprechend werden noch mal ein paar mehr Unternehmen ausgeschlossen, was dafür sorgt, dass es bei der Best-in-class-Auswahl wieder ein paar Unternehmen in die Auswahl schaffen, die im SRI Index fehlen.

Wer ganz genau wissen will, wie die Auswahlkriterien sind, sollte nach der jeweiligen „Index Methodology“ googeln.

Der Unterschied zwischen der S-Series und der Reduced Fossil Fuels Reihe ist mit ca. 40 Unternehmen übrigens sehr gering. Die Auswahlmethoden sind unterm Strich fast gleich und es ist eher eine moralische Frage, für welche SRI-Variante du dich entscheidest. Wenn sich die Indizes nur in 2-3 % der Firmen unterscheiden, können die Renditen zumindest nicht weit auseinander liegen.

MSCI Low Carbon SRI Leaders

Anders sieht die Sache beim MSCI Low Carbon SRI Leaders aus. Hier ist die Bezeichnung SRI ein bisschen irreführend, denn eigentlich wird in Stufe 2 die Auswahlmethode der ESG Leaders Indizes angewendet. Die schließt nur 50% der Unternehmen aus und nicht 75%.

Außerdem wird die Low Carbon Methode angewendet, die die CO2-Emission der Unternehmen berücksichtigt. Damit werden drei verschiedene Methoden kombiniert. Der wertebasierte Ausschluss aus der SRI-Methode, die Berücksichtigung des CO2-Ausstoßes aus den Low Carbon Indizes und die Best-in-class-Methode aus den MSCI ESG Leaders Indizes. Das mag manche verwirren, aber ich finde diesen Ansatz recht spannend.

Mit ungefähr der Hälfte der Unternehmen des Elternindex ist die Indexreihe weniger wählerisch als man es von einem SRI-Indizes erwartet. Außerdem weicht die Sektorengewichtung von der des Elternindex ab. Dafür ist der Index besser diversifiziert. Ein gutes Beispiel dafür, warum man immer noch mal nachrecherchieren sollte, bevor man sein Geld in irgendein Finanzprodukt steckt. Sonst kauf man nachher etwas, das gar nicht den eigenen Wünschen entspricht.

Sind SRI-ETFs zu empfehlen?

Empfehlung SRI ETFs

Bist du jemand, der großen Wert auf Nachhaltigkeit legt? Achtest du selbst in vielen Bereichen deines Lebens auf ökologisch und sozial verträgliches Handeln? Dann könnten SRI-ETFs das richtige für dich sein.

Man muss natürlich bedenken, dass die Anzahl der Unternehmen im Vergleich zum Elternindex stark reduziert ist. Das verringert die Diversifikation und damit formal das Rendite-Risiko-Verhältnis. Auf der anderen Seite enthalten diese Indizes noch immer hunderte von Unternehmen und sind damit vermutlich deutlich breiter gestreut als jedes Einzelaktien-Portfolio.

Es ist immer eine Abwägungsfrage, wie weit man sich z. B. von einem klassischen MSCI World entfernen möchte. Je nachhaltiger der ETF, desto stärker kann(!) sich die Rendite vom Elternindex unterscheiden (Daumenregel). Das muss aber nicht gleichbedeutend mit Verlust sein. Dass Nachhaltigkeit zwangsläufig zu schlechterer Performance führt, ist ein längst begrabener Irrglaube.

Ich finde es toll, dass es mittlerweile eine große Auswahl an nachhaltigen ETFs gibt. So hat jeder die Möglichkeit, etwas Passendes zu finden. Wer zum Beispiel besonderes Wert auf einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck legt, kann sich die Reduced Fossil Fuels Reihe anschauen. Wer einen Mittelweg bevorzugt, der etwas mehr Diversifikation bietet, wählt vielleicht einen MSCI Low Carbon SRI Leaders ETF.

Fazit

Natürlich wird es immer Investoren geben, denen auch SRI-ETFs nicht streng genug sind. Ich finde die SRI-Reihe aber schon sehr nachhaltig. Wenn du das anders siehst, findest du vielleicht bei den Themen-ETFs etwas Passendes. Die enthalten allerdings so wenige Firmen, dass man schon fast beim Investieren in Einzelaktien angelangt ist.

Aktiv gemanagte Fonds wären auch eine Option. Die lehne ich im Bereich nachhaltiges Investieren nicht gänzlich ab. Hier zahlt man nicht primär für die unwahrscheinliche Chance auf eine Outperformance des Marktes, sondern vor allem für eine gewissenhafte und selektive Auswahl nach Nachhaltigkeitskriterien. Ob Einschätzungen von Fondmanagern und Beiräten besser sind als von Rating Agenturen wie MSCI ESG Research, musst du selbst entscheiden. Die Mehrkosten solltest du auf jeden Fall einkalkulieren.

Nachhaltige Grüße

Nachhaltige Grüße
Christian Kontakt

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