In diesem Beitrag stelle ich dir 5 Vorteile vor, warum nachhaltig Investieren attraktiver ist als eine normale Geldanlage. Die Gründe kommen aus unterschiedlichen Bereichen und werden dich in Summe garantiert überzeugen.
Falls du schon nachhaltig investierst, ist dieser Beitrag trotzdem interessant für dich. Ich kann aus Erfahrung sagen, dass es extrem wichtig ist, seine Motivationsgründe zu kennen. Viele nachhaltige Investoren entscheiden aus dem Bauch heraus. Wenn die Kurse dann mal schlecht laufen oder Kritik am nachhaltigen Investieren aufkommt, sind sie schnell verunsichert. Die Vorteile vor Augen zu haben, hilft dir, deiner Strategie treu zu bleiben.
Die folgende Übersicht bringt die Motivationsgründe auf den Punkt. Ich nenne sie das grüne Dreieck. Es erwarten dich ein reines Gewissen, die Chance, positives in der Welt zu bewirken, und vielleicht sogar ein Plus bei der Rendite. Viel Spaß beim Lesen.

1. Nicht von kontroversen Geschäften profitieren
Ich war geschockt, als ich mich das erste Mal damit beschäftigte, was alles in meinem MSCI World ETF steckt. Exxon Mobil zerstört mit Fracking die Umwelt, der Minenkonzern Barrick Gold fördert rücksichtlos in aller Welt und das Rüstungsunternehmen General Dynamics produzierte bis vor kurzem noch Streubomben, die international geächtet sind. Alle drei Firmen schütten Dividenden aus. Das bedeutet, dass ich direkt von ihren Gewinnen profitiere.
Jeder zieht natürlich andere Grenzen, was moralisch vertretbar ist und was nicht. Aber bei kontroversen Waffen ist der Fall relativ klar. Passive Investoren verdrängen das gerne. Ich kann es auch verstehen. Der MSCI World ist so bequem und man kann sich damit trösten, dass die schlimmen Unternehmen nur einen geringen Teil ausmachen. Aber wie gering ist der eigentlich?
Profit durch kontroverse Waffen
Um das auszurechnen, habe ich die Gewichtung der Unternehmen mit ihrer Dividendenrendite multipliziert. Das Ergebnis: Für je 10.000 € angelegtes Kapital im MSCI World erhält man 3 € Dividende von kontroversen Waffenunternehmen. Bei 100.000 € wären es sogar schon 30 € pro Jahr. Das ist einmal Essengehen.

Für den einen mag das nicht weiter tragisch sein. Für andere ist es der Hauptgrund, warum sie nachhaltig investieren. Ich will nicht den Moralapostel spielen, aber meiner Meinung nach trägt jeder Investor zumindest die Verantwortung, sich zu informieren und seine Entscheidungen bewusst zu treffen.
Da das Thema Waffen ein besonders sensibles ist, habe ich mich in diesem Artikel intensiv damit beschäftigt. Dort findest du alle Infos, die du brauchst, um Waffen sicher aus deinem Portfolio auszuschließen.
Es geht aber längst nicht nur um Waffen. Jeder sollte wissen, ob er mit seinen Investment an Umweltzerstörung, Menschenrechtsverletzungen oder unethischen Geschäftsmethoden beteiligt ist. Mit nachhaltigen Fonds und ETFs hast du die Möglichkeit, das zu verhindern. Natürlich sind die Übergänge fließend und es wird kaum ein Portfolio geben, das zu Einhundertprozent grün ist. Das sollte aber kein Argument sein, doch lieber „normal“ zu investieren.
Welche Produkte für dich in Frage kommen, hängt von deinen persönlichen Moralvorstellungen ab. Der eine möchte nur Rüstung und Atomkraft aus dem Portfolio verbannen. Ein anderer findet bereits die Geschäftsmodelle von McDonalds und Coca Cola verwerflich. Im stark wachsenden Angebot an Investmentprodukten, vor allem bei nachhaltigen ETFs, wird jeder etwas für sich finden.
Ob du zurecht ein gutes Gewissen haben kannst, wenn du dein Geld in ein nachhaltiges Produkt steckst, wird immer ein Streitpunkt bleiben. Je intensiver du dich aber mit einem Investment auseinandersetzt, desto eher wirst du selbst davon überzeugt sein. Die Restunsicherheit, ob die Rating-Agenturen oder Beiräte von Fonds die Firmen korrekt bewerten, bleibt immer bestehen. Aber ich schäme mich nicht dafür, dass ich mich mit meinen nachhaltigen ETFs besser fühle als mit einem MSCI World.
2. Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit zwingen

Der wohl kontroverseste Punkt beim nachhaltigen Investieren ist die Motivation, Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen. Damit sind vor allem Unternehmen gemeint, die nachhaltiger sein könnten, es aber noch nicht aktiv angehen. Waffenproduzenten werden es wohl immer schwer haben in einen Nachhaltigkeitsindex zu kommen.
Aber selbst schwierige Kandidaten wie Vertreter der Ölbranche können sich nachhaltiger ausrichten. Es gibt z. B. Indizes mit weniger strengen Kriterien, in die man aufgenommen werden könnte. Das könnte eine Motivtion für diese Firmen sein. Außerdem zeigt das Beispiel von Neste, dass man sogar zu den Vorreitern gehören kann, auch wenn man aus einer kontroversen Branche kommt.
Aber haben Investments, die nachhaltige Unternehmen bevorzugen, überhaupt den gewünschten Effekt? Immerhin geht das investierte Kapital nicht an die Unternehmen sondern an andere Aktionäre, denen man die Papiere abkauft.
Haben Investments einen Einfluss auf Unternehmen?
Es stimmt zwar, dass ein Unternehmen nicht direkt davon profitiert, wenn an der Börse eine Aktie gehandelt wird. Aber jeder Kauf und Verkauf beeinflusst den Aktienkurs und damit auch die Bewertung. Wenn weniger Interesse an einem Unternehmen besteht, weil es nicht nachhaltig ist, sollte sich der Kurs schlechter entwickeln.
Ein beliebtes Gegemargument ist, dass es genug nicht-nachhaltige Investoren gibt, die solche Schnäppchen gerne einkaufen. Eine Aktie ist schnell zu günstig, dafür dass trotzdem noch Gewinne erzielt werden. Damit stabilisiert sich der Kurs wieder und der nachhaltige Investor hat umsonst verzichtet. Warum also nachhaltig investieren, wenn andere Dinge wie z. B. Konsumentscheidungen den Unterschied machen?
Das ist meiner Meinung nach die falsche Schlussfolgerung. Natürlich wird ein Kurs nicht ins Bodenlose fallen, wenn ein bestimmter Prozentsatz der Investoren die Aktie meidet. Aber ein Aktienkurs spiegelt immer die Gesamtheit des Interesses wider, also die Bewertung der Firma durch alle Investoren.
Divestment erhöht den Druck auf Unternehmen
Wenn Kapitalflucht relevante Größenordnungen annimmt, wie zum Beispiel beim Divestment im Bereich der fossilen Brennstoffe, werden solche Aktien deutlich risikoreicher. Gewinne und Dividenden schön und gut, aber wenn man heute schon Angst haben muss, ob man die Aktie morgen noch loswird, ist das kein gutes Signal für die Kursentwicklung.
Dieser Effekt wird größer und größer, je mehr Menschen nachhaltig investieren. Daran glaube nicht nur ich, sondern auch andere Leute, die mehr zu sagen haben. Vom Rat für nachhaltige Entwicklung bis hin zum Blackrock-Chef Larry Fink, für den es in seinem jährlichen Brief an die CEOs Anfang 2020 kein anderes Thema gab.
Wer jetzt übrigens glaubt, da müssen die Großen ran, weil die Beträge der Otto-Normalinvestoren kein Gewicht haben, der irrt. Es ist wie bei der Wahl: Jede Stimmte zählt.
Warum sich Unternehmen vor fallenden Kursen fürchten
Nachhaltige Investments können also ein Bremsklotz für die Kursentwicklung nicht-nachhaltiger Unternehmen sein. Aber spielt das überhaupt eine Rolle? Schließlich haben die Unternehmen das Geld für den Verkauf ihrer Anteile längst bekommen.
Die folgenden Punkte zeigen, dass es Unternehmen absolut nicht egal ist, wenn ihre Aktienkurse fallen.
Bessere Bonität
Unternehmen mit stabilem Kurswachstum bergen weniger Risiken und kommen zu guten Konditionen an neues Kapital. Kredite sind günstig und Unternehmensanleihen können zu niedrigen Zinsen herausgegeben werden. Außerdem bringen Neuemissionen von Aktien bei hohen Kursen natürlich mehr ein. Das alles ermöglicht es, stetig Investitionen zu tätigen und sich weiterzuentwickeln.
Außerdem kann es in schweren Zeiten wie z. B. der Corona-Krise ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein, sich keine Sorgen um Liquidität machen zu müssen. Eingearbeitete Mitarbeiter können gehalten und Konkurrenzunternehmen können überholt werden.
Zufriedenere Shareholder
Wenn die Aktie eines Unternehmens unattraktiv wird, hat das direkte Auswirkungen auf das Vermögen der Aktionäre. Es kann natürlich sein, dass die Firma nach wie vor profitabel arbeitet und eine hohe Dividende ausschüttet. Aber Rendite setzt sich immer aus Dividenden und Kursgewinnen zusammen.
Shareholder finden es überhaupt nicht lustig, wenn ihre Firmenanteile an Attraktivität und Wert verlieren. Investment hat auch immer etwas mit Risiko zu tun und deshalb werden sie auf der Hauptversammlung alles daran setzen, sich für ein zukunftsorientiertes Wirtschaften auszusprechen.
Resistenz gegen Übernahmen
Die Konkurrenz schläft nicht. Wenn der Aktienkurs längerfristig im Keller ist, klopft irgendwann die Konkurrenz an. Unternehmen, die mangels Nachhaltigkeit unattraktiv für Investoren sind, werden schnell zum Übernahmekandidaten. Wenn die Firma in den Augen der Investoren nicht mehr viel Wert ist, wird man es schwer haben, sich dagegen zu wehren.
Eigene Übernahmen
Umgekehrt kann ein hoher Aktienkurs einem Unternehmen ermöglichen, einen Konkurrenten zu schlucken. Es ist ein gängiges Modell, dass zumindest Teile der Übernahmekosten in Form von Aktien bezahlt werden. Sind die hoch bewertet, kann man den Eigentürmern des Kaufkandidaten ein attraktives Angebot machen.
Größere Wahrnehmung
Macht und Einfluss von Unternehmen ist nicht nur durch Kapital bestimmt. Wenn ein Unternehmen an der Börse viel wert ist, hat es eine große Medienpräsenz. Große Konzerne wissen diese öffentliche Wahrnehmung geschickt für ihre Zwecke zu nutzen. Das geht von Marketing, über Mitarbeiterakquise bis hin zu Lobbyismus.
Wer mehr zu dem Thema wissen möchte, kann sich gerne dieses Video von Finanzfluss anschauen. Da geht Thomas detailliert darauf ein, ob man Firmen durch einen Aktienkauf unterstützt oder nicht. Gute Gründe, wie ich finde, warum es sich lohnt, nachhaltig zu investieren.
Welchen Einfluss hat man als ETF-Investor?
Normalerweise beeinflussen ETF-Investoren den Markt nur wenig. Aktienanteile werden bei ETFs nach festgelegter Gewichtung gekauft. Bei nachhaltigen ETFs ist das anders. Zwar sind auch hier die Indizes in der Regel nach Marktkapitalisierung gewichtet. Aber durch den selektiven Kauf nachhaltiger Unternehmen steigt die Nachfrage an deren Aktien in Relation zu nicht nachhaltigen Unternehmen. Das beeinflusst entsprechend die Kurse.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die großen Fondgesellschaften wie Vanguard oder Blackrock sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben haben. Das mag auch Marketinggründe haben, das will ich nicht beschönigen. Fakt ist aber, dass sie ihre Stimmrechte auf den Hauptversammlungen entsprechend einsetzen. Durch den ungebrochenen Trend zu ETFs besitzen sie relevante Anteile an vielen großen Unternehmen und das führt zu einem erheblichen Einfluss auf die Unternehmensführung.
3. Nachhaltige Unternehmen und Projekte unterstützen

Manchmal ist es ein konkretes persönliches Anliegen, warum jemand nachhaltig investiert. Ein Projekt in der Gemeinde oder ein einzelne Firma, in dessen Idealismus sie oder er sich verliebt hat. Das Spektrum nachhaltiger Investments ist groß. Es reicht von breit diversifizierten Fonds und ETFs bis hin zu Themenfonds und Einzelinvestments.
Wer die Auswirkungen seines eingesetzten Geldes am liebsten mit eigenen Augen sehen möchte, wählt direkte Wege wie z. B. Investments in Aufforstungsprojekte, Windparks oder sogar Bauernhöfe. Das geschieht häufig nicht über Aktien sondern andere Analgeformen (z. B. Genussrechte).
In diesem Zusammenhang spricht man häufig von „Impact Investing“. Das bedeutet, dass das eingesetzte Kapital vorwiegend dazu dienen soll, bestimmte nachhaltige Vorhaben zu unterstützen (mehr zu dem Thema findest du in diesem Beitrag). Die Rendite ist erst einmal zweitrangig. Am anderen Ende des Spektrums liegen breit gestreute ETFs wie der MSCI World SRI, der immerhin noch rund 25 % der Unternehmen des MSCI World enthält. Ob man damit Unternehmen direkt unterstützt, ist sicherlich Ansichtssache.
Balance zwischen Risiko und Impact
Ich möchte eine Warnung aussprechen. Ich habe Direktinvestments und Genussrecht zwar erwähnt, bin aber wenig überzeugt davon. In der Regel ist nicht nur die (trotz allem erhoffte) Rendite gefährdet sondern das gesamte Kapital. Deshalb warnen Verbraucherratgeber wie Finanztip auch immer wieder vor den Risiken solcher Anlageprodukte. Wenn man sich dafür entscheidet, sollte man das Geld eher als gespendet betrachten.
Etwas weniger risikoreich sind Themenfonds, die in Felder wie erneuerbare Energien, grüne Mobilität oder Wasser investieren. Hier handelt es sich um Aktien und zwar um einen ganzen Korb. Die Diversifikation ist deutlich höher als bei Direktinvestments, aber längst nicht so hoch wie bei nachhaltigen ETFs auf den Weltmarkt. Das Risiko liegt also irgendwo dazwischen.
Am Ende hängt es davon ab, was man selbst darunter versteht, mit seinen Investments Nachhaltigkeit unterstützen zu wollen. Je breiter gestreut, desto unschärfer wird das Bild. Je gezielter man investiert, desto höher wird das Risiko.
Was man allerdings nicht unterschätzen darf, ist die Motivation, warum jemand nachhaltig investiert. Wenn es nun mal eine Herzenssache ist, bestimmte Projekte zu unterstützen und direkt Einfluss zu nehmen, ist das absolut legitim. Eventuell kann auch eine Kombination verschiedener Strategien eine passende Lösung sein.
4. Von nachhaltigen Geschäftsmodellen profitieren

Der vierte Motivationsgrund ist ziemlich genau das Gegenteil des dritten. Hier stehen Risiko und Rendite an erster Stelle.
Viele sehen in nachhaltigen Branchen überdurchschnittliches Entwicklungspotential. Nachhaltige Energieerzeugung ist nicht auf den permanenten Verbrauch von limitierten Ressourcen angewiesen. Der Trend im Bereich Transport geht zur Elektromobilität. Recyclingfirmen schöpfen Gewinne aus dem, was andere wegwerfen. Die Spielwiese ist groß und die Vorteile liegen auf der Hand.
Über Themenfonds kann man entsprechende Unternehmen nicht nur aktiv unterstützen sondern von ihren Erfolgen profitieren. Aber auch breit gestreute Fonds haben durch einen Fokus auf Nachhaltigkeit die Chance, von den Veränderungen und Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht, zu profitieren.
Bestes Beispiel ist der Automobilhersteller Tesla, der in den letzten Jahren eine beispiellose Entwicklung hingelegt hat. Es wird nicht die letzte Firma bleiben, die von einem der vielen Aspekte von Nachhaltigkeit profitiert.
Gleiches Investmentprodukt, unterschiedliche Motivationsgründe
Wie du siehst, können die Gründe für ein nachhaltiges Investment sehr unterschiedlich sein. Zwar ist es oft eine Kombination, die einen Anleger überzeugt, aber meistens wiegen bestimmte Erwartungen schwerer als andere. Was bedeutet das für dich als Investor?
Es könnte z. B. sein, dass du dich dazu entschließt, in die Solarbranche zu investieren. Du bist davon überzeugt, dass die Technologie eine entscheidende Rolle dabei spielt, den Klimawandel zu bremsen. Du investierst in Einzelprojekte und gehst ein recht hohes Risiken ein. In Wirklichkeit hast du dir das mit dem Klimawandel aber eher eingeredet und insgeheim darauf gehofft, eine tolle Rendite zu erzielen. Was passiert, wenn es mal nicht so läuft in der Branche? Wann bekommst du kalte Füße und verlierst den Glauben an dein Investment?
Ob ein Verkauf dann gut oder schlecht wäre, möchte ich nicht beurteilen. Ich will nur eines sagen: Die Wahrscheinlichkeit, dass du Entscheidungen triffst, mit denen du im Nachhinein unzufrieden bist, ist sehr hoch, wenn du deine Ziele nicht kennst. Sei also ehrlich mit dir.
5. Risiken durch nicht nachhaltiges Wirtschaften vermeiden

Der letzte Punkt betrachtet nachhaltige Investments vor allem aus der Risikoperspektive. Die Welt verändert sich rasend schnell. Das können globale Entwicklungen wie der Klimawandel oder regionale begrenzte Veränderungen wie Abkommen oder Gesetze sein.
Nachhaltigkeit umfasst viele Aspekte, die meistens mit der Abkürzung ESG zusammengefasst werden. Das reicht von Klimaschutz, über Menschenrechte bis hin zu fairer Bezahlung der Mitarbeiter. Die Rahmenbedingungen, die in all diesen Bereichen gelten, haben direkten Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Viele Investoren und Institutionen sind daher davon überzeugt, dass Unternehmen, die nachhaltig arbeiten, weniger großen Risiken ausgesetzt sind.
Was bedeutet ESG?
ESG steht für Environmental (Umwelt), Social (soziale Aspekte) und Corporate Governance (Unternehmensführung) und es handelt sich dabei um Kriterien, die dazu verwendet werden, um die Nachhaltigkeit von Unternehmen oder Ländern zu bewerten. Dies dient unter anderem der Zusammenstellung von nachhaltigen ETFs. Wie genau das funktioniert, findest du in diesem Beitrag.
Umwelt
Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit und ein globaler Risikofaktor. Hinzukommen Ressourcenmangel, Umweltzerstörung und Entsorgungsprobleme. Es ist anzunehmen, dass der Zustand unseres Planeten in den nächsten Jahren nicht besser wird.
Früher oder später werden strengere Gesetze erlassen, Ressourcen werden zur Neige gehen und ehemals funktionierende Geschäftsmodelle könnten bald der Vergangenheit angehören. Unternehmen, die auf moderne ressourcenschonende Technologien bauen, erneuerbare Energien einsetzen und ihren Abfall wiederverwerten können, könnten in solch einem Szenario deutliche Wettbewerbsvorteile haben.
Soziales
Der Wohlstand steigt in vielen Ländern dieser Welt. Vor allem in den Schwellen- und Entwicklungsländern kommen immer mehr Menschen in den Genuss stabiler und sicherer Lebensumstände. Mit diesen Entwicklungen geht immer auch ein gesellschaftliches Umdenken einher. Diese Veränderungen sind natürlich vielschichtig, aber in vielen Fällen steigen Umweltbewusstsein und der Wunsch nach Freiheit und Gerechtigkeit mit steigendem Wohlstand.
Auch dies kann über neue Gesetze und verändertes Konsumverhalten zur Benachteiligung von Unternehmen führen, die nicht nachhaltig genug wirtschaften. Das reicht von der Missachtung von Menschenrechten bis hin zu umweltschädlichen Produkten.
Unternehmensführung
Der letzte der drei Punkte, ist weniger abhängig von äußeren Einflüssen sondern bezieht sich vor allem auf die Unternehmensstruktur. Es geht um die gerechte Vergütung der Mitarbeiter, um faire Behandlung und um eine ausgewogene Machtverteilung. Es zeigt sich, dass diese Dinge sich positiv auf den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens auswirken.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Unternehmen, die in diesen Bereichen hinterherhinken, ein größeres Risiko haben, an sich selbst zu scheitern.
Liefern nachhaltige ETFs eine höhere Rendite?
Verfechter des passiven Investierens wie Gerd Kommer merken natürlich zu Recht an, dass sich durch die geringere Diversifikation von nachhaltigen Investments das Rendite-Risiko-Verhältnis verschlechtert. Ein MSCI World SRI hat nur noch rund ein Viertel der Positionen seines Elternindex. Das bedeutet allerdings nicht gleich, dass die Rendite schlechter sein muss. Man geht nur im Verhältnis zur erwarteten Durchschnittsrendite ein etwas höheres Risiko ein.
Allerdings glauben viele Nachhaltige Investoren daran, dass genau das wieder aufgewogen wird, weil die oben beschriebenen Risikofaktoren bei nachhaltigen Unternehmen systematisch kleiner sind. Darüber zu streiten, umfasst allerdings mehr als einen Blogbeitrag und kann vermutlich aktuell nicht bewiesen werden.
Tatsache ist, dass viele nachhaltige ETFs in den letzten 10 Jahren bessere Renditen erzielt haben als ihre Benchmark.
Wer wissen möchte, wie sich die Rendite von nachhaltigen ETFs in der Vergangenheit entwickelt hat und welche Prognosen man daraus ableiten kann, wird diesen Beitrag interessant finden.
Fazit
Nachhaltig Investieren ist und bleibt eine emotionale Angelegenheit. Man muss anerkennen, dass alle oben genannten Beweggründe eine Rolle spielen. Manchmal arbeiten sie im Kopf eines Investors sogar gegeneinander. Das macht nachhaltiges Investieren sehr anspruchsvoll.
Manch einer gesteht sich nicht ein, dass ihm die Rendite sehr wichtig ist. Dafür muss man sich nicht schämen. Nachhaltige Investments müssen auch für den Anleger nachhaltig sein. Es ist niemandem geholfen, wenn du aus Frust nach ein paar Jahren wieder in klassische Produkte umschichtest.
Manchmal beschäftigt man sich aber auch zu sehr mit der Rendite. Dann verliert man die anderen Punkte aus den Augen. Das kann zu Verunsicherung führen, die sich durch eine Rückbesinnung auf die moralischen Aspekte wieder beruhigen lässt.
Ich habe auch schon daran gezweifelt, ob meine nachhaltigen ETFs wirklich einen Unterschied machen (Grund Nr. 2). In diesen Momenten hat mir geholfen, an Grund Nr. 1 zu denken (nicht von kontroversen Unternehmen profitieren). Der ist mir nämlich ebenfalls wichtig.
Warum jeder nachhaltig investieren sollte
Warum jeder? Etwas provokant und ich möchte mich nicht als Moralapostel aufspielen. Allerdings bin ich der Meinung, dass sich jeder mit dem Thema beschäftigen sollte. Wenn es am Ende nichts für ihn ist, ist das ok.
Es gibt heute viele tolle nachhaltige Investmentprodukte, bei denen man wenige Kompromisse eingehen muss. Ein MSCI World ESG Screened deckt zum Beispiel ca. 95 % seines Elternindex ab, schließt aber die kontroversesten Unternehmen aus. Die Kosten sind vergleichbar und eine Performance nah am MSCI World wahrscheinlich.
Ich bin ehrlich, wenn der MSCI World eine bessere Rendite liefert, ist das die Rendite, die ich gar nicht haben will.
Abschließend sei noch gesagt, dass die Beweggründe/Ziele/potentiellen Vorteile eines nachhaltigen Investments nicht gleich wahrscheinlich zu erreichen sind. Während es recht klar ist, von welchen Unternehmen man profitiert und von welchen nicht, ist der positive Impact kaum messbar. Die Rendite ist hingegen leicht messbar, aber wie hoch sie sein wird, steht in den Sternen.