Jeder Mensch kann in eine Notlage geraten. Das passiert schneller als man denkt. Ein Notgroschen in ausreichender Höhe verhindert, dass dich eine solche Situation finanziell aus der Bahn wirft.
In diesem Beitrag erfährst du, wofür du einen Notgroschen brauchst, wie hoch er sein sollte und wie du ihn am besten aufbewahrst.
Was ist ein Notgroschen?
Der Notgroschen ist eine finanzielle Rücklage, die jederzeit ausreichend Liquidität zur Verfügung stellen kann, wenn du sie brauchst. Das Geld ist einfach da, ohne wenn und aber!
Beispiele für Notlagen:
- Verlust der Arbeit
- Ausfall eines wichtigen Haushaltsgeräts
- Ungeplante Autoreparatur
- Zahlungsaufforderungen oder Strafen
- Gesundheitliche Notfälle
Notfälle können auch durch externe Faktoren wie z. B. eine Wirtschaftskrise bedingt sein. In solchen Fällen bist nicht nur du betroffen. Verlasse dich deshalb nicht auf Freunde, Kreditkarten oder Behördenzahlungen. Die könnten im Zweifel ausfallen.
Wie hoch sollte der Notgroschen sein?
Der Notgroschen sollte üblicherweise 3 bis 6 Monatsausgaben decken. Wenn man 2.000€ pro Monat ausgibt, ist eine finanzielle Rücklage von 6.000€ bis 12.000€ sinnvoll. Bei zusätzlichen Verantwortlichkeiten oder Risiken sollte man bis zu 20.000€ zurücklegen.
Die optimale Höhe hängt von vielen individuellen Faktoren wie zum Beispiel der Jobsituation, der Anzahl der Familienmitglieder und etwaigen Verbindlichkeiten wie einer Immobilie ab. Probier mit dem Notgroschen-Rechner ein paar Beispiele durch.
Notgroschen-Rechner
Wäge deine Risiken sorgfältig ab
Wie du an den Optionen erkennst, ist der Jobverlust das größte Risiko. Aber auch kleinere Notfälle können große Folgen haben. Es drohen …
- Finanzielle Folgeverluste
- Berufliche Fehlentscheidungen
- Angeknackste Beziehungen
- Gesundheitliche Probleme
- Depression
Trägst du Verantwortung für weitere Haushaltsmitglieder, ist der Druck besonders groß. Als Single lebt man auch mal ohne Heizung oder Kühlschrank. Mit Kindern sieht die Sache anders aus.
Wenn du in einem prekären Arbeitsverhältnis steckst, solltest du besonders aufpassen. Selbstständige sollten größere finanzielle Rücklagen haben als jemand in einer langjährigen Festanstellung. Um einen gewissen Puffer kommt aber niemand drum rum.
Firmen können pleitegehen und Arbeitslosenzahlungen können sich verzögern. Das wird besonders brenzlig, wenn eine Immobilie im Spiel ist. Eine eiserne Reserve rettet dich im Zweifel vor der Zwangsversteigerung.
Lass dich nicht von Stress in den nächstbesten Job treiben.
Selbst wenn du mit deinem Profil gute Jobchancen hast, sind Bewerbungsgespräche ohne Geldsorgen deutlich entspannter.
Finanzielle Rücklagen in der Partnerschaft

Teilst du dir die Last mit jemand anderem, ist ein Jobverlust vielleicht etwas weniger schlimm. Trotzdem ist ein ausreichender Puffer wichtig für einen stressfreien Umgang mit der Notsituation. Verhindere dass deine Beziehung unter finanziellen Engpässen leidet.
Auf der anderen Seite gibt es auch Risiken, die gerne ignoriert werden.
Ehefrauen und -männer sind schon aus allen Wolken gefallen. Man wünscht es keinem, aber im Extremfall brauchst du von heute auf morgen eine neue Wohnung. Die Kaution ist vierstellig und auf dem Boden schlafen willst du auch nicht.
Sei dir bewusst, dass der Notgroschen für Extremsituationen gedacht ist.
Es könnte Sinn machen, dass jeder von euch die Hälfte des Notgroschens verwahrt. Das kann man charmant als Risikostreuung verkaufen. Oder du legst dir zusätzlich zum Familien-Notgroschen eine eigenen an.
Notgroschen als Student
Während der Ausbildungszeit ist das Geld am knappsten. Eine eiserne Reserve solltest du aber trotzdem haben. Zu spät überwiesene Studiengebühren oder eine ausstehende Miete können einen riesen Ärger machen.
1 Monat Fixkosten sehe ich als Minimum an.
Selbst wenn du eine Familie hast, die dir in Notfällen unter die Arme greift, ist es manchmal schlichtweg eine Timingfrage. Die Eltern sind im Urlaub und die Geschwister nicht erreichbar und schon ist die Deadline verstrichen!
Es geht nichts über einen kleinen Geldpuffer unter DEINER Kontrolle.
Dafür solltest du den Notgroschen NICHT ausgeben!

Ein prall gefülltes Konto ist verlockend. Du wärst nicht der erste, der seine finanzielle Rücklage für den Urlaub plündert. Davon kann ich nur dringend abraten!
No-Gos:
- Urlaubsreisen
- Anschaffungen (Möbel, Auto, usw.)
- Planbare Reparaturen
Graubereich:
- Kaputte Geräte und Dinge, die nicht sofort ersetzt werden müssen
- Die günstigere Variante könnte man sich auch ohne Notgroschen leisten
Das Schicksal tendiert dazu, in den ungünstigsten Situationen zuzuschlagen. Wer dann kein Geld auf der hohen Kante hat, ärgert sich. Sei diszipliniert und spare für deine Wünsche, ohne deinen Notgroschen anzutasten.
P. S.: Der Notgroschen deckt übrigens nicht die Rücklagen ab, die man für eine eigene Firma oder eine Immobilie anlegen muss. Dort können durch Reparaturen oder andere Probleme deutlich höhere Kosten anfallen.
Wohin mit dem Notgroschen?
Der optimale Ort für den Notgroschen ist ein Sparkonto. Lasse ihn nicht auf dem Girokonto, wo der normale Zahlungsverkehr stattfindet. Sonst kommst du durcheinander.
Weitere Möglichkeiten:
- Zweites Girokonto
- Tagesgeldkonto
- Bargeld (in Teilen)
Ein bisschen Liquidität im Haus schadet nie. Auch wenn wir in stabilen Zuständen leben, können Krisen auch entwickelte Länder treffen. Der Bankrun in Griechenland oder die Corona-Pandemie sind zwei von unzähligen Beispielen.
Das bedeutet nicht, dass du 10.000€ unter der Matratze bunkern sollst.
Eine Barreserve, mit der du dich eine Woche lang über Wasser halten kannst, reicht vermutlich aus.
Darf man sich auf Dispo, Kreditkarte & Co. verlassen?
Wer kein Geld auf der hohen Kante hat, könnte auf die Idee kommen, dass er im Notfall einfach seine Konten überziehen kann. Darauf würde ich mich niemals verlassen! Wenn du in finanzielle Schwierigkeiten gerätst, bekommt deine Bank das mit. Die dreht dir schneller den Geldhahn ab, als dir lieb ist.
Geht es der Wirtschaft allgemein dreckig, kann der Effekt der gleiche sein.
Liquidität ist das A und O.
Ganz davon abgesehen, dass du die horrenden Dispo- oder Kreditkartenzinsen von 15-20% ja gerade vermeiden willst. Privatkredite können der Anfang vom Ende sein. Manchmal lösen Kleinigkeiten eine Kettenreaktion schlechter Entscheidungen aus, die einen in den Ruin treiben.
Darf man seinen Notgroschen anlegen?
Vor allem Menschen, die schon Vermögen haben, unterschätzen den Punkt Liquidität. Nichts ist blöder als ausreichend Kapital zu besitzen, aber im Notfall nicht ranzukommen. In turbulenten Zeiten können Aktien illiquide werden, Börsen schließen und Brokeraccounts unerreichbar sein.
Das gleiche gilt auch für ETFs. Auch wenn sie dank optimalem Rendite-Risiko-Verhältnis die idealen Anlageprodukte sind.
Um fair zu sein, möchte ich aber auch die Proargumente betrachten:
Proargument 1: Ein persönlicher Notfall muss nicht immer mit dem Untergang der Finanzbranche einhergehen. Die wahrscheinlicheren Notfälle sind kaputte Waschmaschinen, plötzliche Autoreparaturen oder ein „stinknormaler“ Jobverlust.
Proargument 2: Selbst wenn die Aktienkurse im Keller sind, wie viel verliert man wirklich? Wenn ein konservativ investierter Notgroschen von 10.000€ auf 7.000€ zusammenschmilzt, hat man am Ende nur 3.000€ verloren. Das ist blöd, aber noch kein finanzieller Ruin.
Da stellt sich allerdings die Frage, ob es sich für ein paar Prozent Rendite lohnt, deine Notfallliquidität aufs Spiel zu setzen?
Die 7 häufigsten ETF-Fehler
( und wie du sie vermeidest )
Echte Fälle aus dem wirklichen Leben. Inspiriert durch Freunde, Familie und die ETF4Good-Community.
Wie kann man schnell einen Notgroschen aufbauen?

Wenn bei dir am Monatsende nichts übrig bleibt, helfen dir diese 3 Spartipps:
Tipp 1: Budgeting
Liste alle monatlichen Ausgaben auf, z. B. anhand alter Kontoauszüge oder benutze eine Budgeting-App. Du siehst sofort, wo die Kostenfallen stecken und wo du sinnvolle Limits setzen solltest (z. B. unterwegs essen). Auf diese Art verhinderst du, dass dir dein Geld unkontrolliert durch die Finger rinnt.
Tipp 2: Potential großer Kostenblöcke
Wer sich den Notgroschen vom Coffee to go abspart, büßt viel Freude ein. Beim Autokauf gut zu verhandeln hat mehr Potential. Vielleicht machst du dieses Jahr einen Abenteuerurlaub auf dem Campingplatz? Nächstes Jahr kannst du wieder in den Süden fliegen.
Tipp 3: Pay yourself first
Bezahlte dich als erstes! Per Dauerauftrag leitest du direkt nach dem Gehaltseingang einen Teil davon aufs Sparkonto um. Geld, das du nicht siehst, gibst du auch nicht aus. Wer seinen Lebensstandard im Zaum hält, wird auch einen Notgroschen ansparen können.
⇒ Meine besten 21 Spartipps, wie du schnell viel Geld sparen kannst.
Fazit
Eine vernünftige finanzielle Rücklage bringt 3 Vorteile:
- Ein beruhigendes Gefühl bereits bevor Eintreten einer Notlage.
- Weniger Stress in der Notsituation (und bessere Entscheidungen).
- Vermeidung von Verlusten durch Zinsen oder Wertpapierverkäufe.
Wie hoch dein Notgroschen sein sollte, musst du am Ende selbst entscheiden. Das hängt neben deinen Ausgaben und deinen Verantwortlichkeiten auch von deinem Bauchgefühl ab.