Trendthema

ETFs ohne fossile Brennstoffe – Megatrend Klimawandel

ETFs ohne fossile Brennstoffe

Öl-Branche ade? Nicht erst seit Fridays for Future spürt man die Dringlichkeit, fossile Energiequellen durch erneuerbare Alternativen zu ersetzen. Das hat Auswirkungen auf die Börse. Der Klimawandel und langfristige Investmenttrends wecken das Interesse an ETFs ohne fossile Brennstoffe.

Es gibt drei Möglichkeiten, in ETFs ohne fossile Brennstoffe bzw. mit möglichst klimafreundlichen Unternehmen zu investieren:

  1. Themenfonds, die außerhalb der Öl-, Kohle- und Gasbranche liegen.
  2. Breit diversifizierte ETFs, die fossile Brennstoffe ausschließen.
  3. ETFs mit Unternehmen, die sich durch geringe CO2-Emissionen auszeichnen.

Die moralischen Gründe, der fossilen Branche den Rücken zuzukehren, liegen auf der Hand: Umweltverschmutzung bei der Gewinnung, Kampf um Ressourcen und die Erwärmung des Klimas.

Mittel- bis langfristig könnte sich die Branche aber auch als echter Renditekiller erweisen. Gute Gründe, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen.

ETFs ohne fossile Brennstoffe. Chance oder Risiko?

Auf bestimmte Branchen zu setzen oder sein Portfolio nach aktuellen Themen und Trends auszurichten, bezeichnet man als Sektorwette. Und mit Sektorwetten ist es immer so eine Sachen. Wird künstliche Intelligenz das Rennen machen, Biotechnologie oder Blockchain? Es ist schwer zu sagen, welche Branche letztlich die besten Renditen erzielt.

Was in der Wirtschaft passiert, spiegelt sich außerdem nie eins zu eins in den Aktienkursen wider. Das kann auch für die Entwicklung fossiler Brennstoffe gelten. Aber ist der Ausschluss fossiler Brennstoffe eine Sektorwette wie jede andere?

Zunächst ist es wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass sich jede Beschränkung auf Sektoren oder Trends durch die Verringerung der Diversifikation negativ auf das Rendite-Risiko-Verhältnis auswirken kann. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass die Redite schlechter sein wird.

Wissens-Schnipsel:

Das Rendite-Risiko-Verhältnis gibt an, wie hoch die durchschnittliche Rendite eines Investments im Verhältnis zum eingegangenen Risiko ist. Risiko bedeutet hier, eine mögliche Abweichung von der durchschnittlich erzielten Rendite.

Wer langfristig mehr Rendite möchte, muss ein höheres Risiko eingehen. Wer dabei das Risiko überproportional erhöht, also stärker als die Renditeaussichten, verschlechtert insgesamt sein Rendite-Risiko-Verhältnis.

Das Risiko erhöht sich bei einer Sektorwette in der Regel stärker als die Renditechance. Meiner Meinung nach darf man sich davon aber nicht erschrecken lassen.

  1. ETFs ohne fossile Brennstoffe sind in der Regel trotzdem noch breit gestreut.
  2. Es gibt andere Faktoren, die sich positiv auf das Risiko auswirken könnten.
  3. Eine etwas geringere Diversifikation ist der Preis eines jeden nachhaltigen Investments.
  4. Es besteht die Chance auf eine Überrendite, wenn man mit seinen Annahmen richtig liegt.

Was ist wichtig bei einer Sektorwette?

Wenn man eine Sektorwette wie z. B. den Ausschluss von fossilen Brennstoffen eingeht, sollte man 3 wichtige Aspekte betrachten. Dies gilt übrigens auch, wenn man primär der Nachhaltigkeit wegen investiert und die Rendite zweitrangig ist. An irgendeinem Punkt wird die Rendite eine Rolle spielen und deshalb ist es auch für nachhaltige Investoren wichtig zu wissen, welche Risiken man eingeht.

Ist der prognostizierte Trend langfristig?

Beim Ausstieg aus fossilen Brennstoffen kann man meiner Meinung nach davon ausgehen, dass der Trend anhalten wird. So schnell kommen wir aus der Umweltnummer nicht raus und ich sehe nicht, wie wir die Klimaziele erreichen, wenn wir weiterhin so viel Öl, Gas und Kohle verbrauchen.

Selbst wenn wir dank neuer Technologien oder durch die Aufforstung von Wäldern zukünftig mehr CO2 binden werden.

Wie wirkt sich der Trend auf die Wirtschaft aus?

Diese Frage ist tricky. Es gibt so viele Marktteilnehmer und die Verkettungen und Abhängigkeiten in der Wirtschaft sind so vielschichtig, dass es enorm schwierig ist, das vorherzusagen. Deshalb ist es so viel risikoärmer in ETFs und nicht in Einzelaktien zu investieren.

Aber auch als ETF-Investor müssen wir uns für eine bestimmte Nachhaltigkeitsstrategie entscheiden, bei der im Vorhinein nicht sicher ist, ob sie aufgeht. Sie entspricht aber hoffentlich so gut es geht unseren Moralvorstellungen und wirkt sich nicht zu stark negativ auf unser Risiko-Rendite-Verhältnis aus. Dazu mehr im nächsten Kapitel.

Wie sehen die anderen Marktteilnehmer die Situation?

Ein entscheidender Aspekt, wenn es um die Performance des eigenen Portfolios geht, ist natürlich auch das Verhalten der anderen Marktteilnehmer. Zwar spiegeln Aktienkurse theoretisch den erwarteten Erfolg eines Unternehmens wider, wie genau der Markt das einpreist, ist aber oft ein Mysterium.

Die Tabakkonzerne machen z. B. nach wie vor enorme Gewinne, aber die Kurse fallen schon seit Jahren. Das Resultat sind teils astronomische Dividenden, denn die Kasse klingelt dank der Sucht der Menschen nach wie vor.

Es könnte also durchaus ein Risiko sein, an Unternehmen aus der Ölbranche festzuhalten, obwohl diese vielleicht noch viele Jahre profital sein werden. Das Stichwort lautet hier „Divestment“.

Divestment in fossile Brennstoffe

Divestment in fossile Brennstoffe

Sind die Ölkonzerne also die neuen Tabakunternehmen? Es scheint so. Divestment, also der Abzug von Kapitel aus der Branche der fossilen Energien, hat sogar eine eigene Wikipediaseite.

Die Energiebranche hat den Trend längst erkannt und auch die Medien verfolgen die Entwicklung mit Adleraugen. Jim Cramer von CNBC spricht von der „Totenglocke“ für die Ölkonzerne, was seine Interviewpartnerin Becky Quick ziemlich sprachlos zurücklässt. Das ist natürlich genau die Art Investmentporno, auf die ein passiver ETF-Investor nicht hören sollte, aber für einen nachhaltigen Investor ist es definitiv eine Bestätigung.

Welche Motivation im Einzelnen hinter dem Divestment steht, lässt sich nicht immer sagen, aber das Phänomen ist global. So hat zum Beispiel der größte Staatsfond der Erde, der norwegische Pensionsfond, entschieden, in großem Stil Kapital aus diesem Sektor abzuziehen.

Wenn man sich ebenfalls entschließt, sich diesem Trend anzuschließen, ist es auf jeden Fall wichtig, diese Sektorwette bewusst einzugehen. Sonst schmeißt man seinen Nachhaltigkeits-ETF bei der ersten Performance-Schwankung sofort wieder aus dem Portfolio.

Die Antwort auf die Eingangsfrage lautet am Ende nämlich Chance und Risiko! Wie viel Risiko man eingeht, hängt letztlich aber von der Strategie des fossilfreien ETFs ab.

Welcher ETF ohne fossile Brennstoffe passt zu mir?

Zunächst sollte man sich über die eigene Motivation im Klaren sein, die hinter einem Interesse an fossilfreien ETFs steckt. Es kommt nicht selten vor, dass man sich einredet, dass man aus moralischen Gründen auf Ölkonzerne im Depot verzichten möchte, man aber insgeheim auf eine überdurchschnittliche Rendite hofft.

Sei also ehrlich zu dir und suche dir einen ETF, der sich mit deinen tatsächlichen Wünschen und Erwartungen deckt. Wenn du die Entscheidung bewusst triffst, kennst du auch ihre Schwächen, und hältst deinem ETF auch in schwereren Zeiten die Treue.

Themen-ETFs

Themen-ETFs ohne fossile Brennstoffe
Themen-ETFs mit Fokus auf Unternehmen außerhalb der fossilen Brennstoffe

Auch wenn ich persönlich davon nichts halte, investieren viele Anleger in sogenannte Themenfonds. Diese sind oftmals außerhalb des fossilen Sektors sein, wie z. B. Biotechnologie oder künstliche Intelligenz, und der „angenehme Nebeneffekt“ ist, dass man sein Geld nicht in die Ölindustrie steckt.

Andere ETFs gehen einen Schritt weiter, wie der S&P Global Clean Energy oder der STOXX® Global Electric Vehicles & Driving Technology. Mit diesen ETFs spekuliert man direkt darauf, dass die Zeit fossiler Brennstoffe abgelaufen ist (Hoffnung auf überdurchschnittliche Renditen) und/oder man will die nachhaltigen Unternehmen aktiv unterstützen (entspricht einem Impact-Investing-Ansatz). Das zeigt noch einmal, wie unterschiedlich Gründe für die Wahl eines ETFs sein können.

Breit diversifizierte ETFs ohne fossile Brennstoffe

Breit gestreute ETFs ohne fossile Brennstoffe
Ausschluss von Produzenten fossiler Brennstoffe in breit gestreuten ETFs

Möchte man die gute alte Gerd-Kommer-Strategie fahren (Investition in den breiten Markt), aber trotzdem den Klimawandel berücksichtigen, stehen eine Reihe von nachhaltigen ETF-Varianten zur Verfügung.

An dieser Stelle wird es leider etwas unübersichtlich, denn die Indexanbieter wenden unterschiedliche Filterkriterien und ESG-Strategien an. Einen hilfreichen Überblick zum Thema ESG findest du in diesem Beitrag. Erschwerend hinzukommt, dass teils zwischen verschiedenen Unterbereichen unterschieden wird, wie z. B.:

  • Kraftwerkskohle
  • Ölproduzenten
  • Kohleproduzenten
  • Abbau von Ölsand

Der MSCI World ESG Screened schließt z. B. Kraftwerkskohle und Ölsand aus, sortiert aber nicht nach ESG-Rating. Der MSCI World ESG Leaders hingegen schließt die beiden fossilen Branchen nicht explizit aus, ist aber was die Anwendung der ESG-Kriterien angeht deutlich strenger.

Welche Branchen in den einzelnen ETFs ausgeschlossen sind und wie die ESG-Kriterien angewendet werden, kannst du den Factsheets der ETFs entnehmen.

Hierzu aber vielleicht noch ein Kommentar aus eigener Erfahrung: Wenn man jedes Unternehmen, das enthalten oder ausgeschlossen ist, dreimal umdreht, kann einen das in den Wahnsinn treiben. Abbau von Ölsand ist schlimm, ja, und Kraftwerkskohle auch, aber dann ist noch dieser Palmölproduzent drin! Oft sind einem nämlich auch noch andere Aspekte als die fossilen Brennstoffe wichtig.

Mein Tipp: Verheddere dich nicht in den Detail und akzeptiere, dass kein ETF perfekt ist. Wähle einen ETF, der deinen Vorstellungen möglichst nahekommt.

Wer in Punkto fossile Brennstoffe sichergehen möchte, könnte zum MSCI World SRI Select Reduced Fossil Fuels greifen. Die SRI-Kriterien sind schon sehr streng und dann sind fossile Brennstoffe noch mal extra ausgeschlossen. Das spiegelt sich aber auch in der Reduktion der Positionen von über 1600 (MSCI World) auf nicht mal mehr 400 Unternehmen wider.

ETFs ohne Unternehmen mit hoher CO2-Emissionen

ETFs ohne große CO2-Emittenten
Ausschluss großer CO2-Emittenten bei Produzenten und Verbrauchern

Wer sagt, dass es auf die Produzenten ankommt? Vielleicht ist der größere Hebel bei den Verbrauchern? Die Kräfte des Marktes sind nicht leicht zu durchschauen. Bestimmt nicht die Nachfrage das Angebot? Wenn Unternehmen also z. B. durch politische Veränderungen mehr und mehr dazu genötigt werden, weniger CO2 auszustoßen, hat das vermutlich auch Auswirkungen auf die Produzenten von fossilen Brennstoffen.

Hinter der „Low Carbon“-Reihe von MSCI stecken mehrere Ideen. Zum einen soll so Druck auf die breite Masse der Unternehmen aufgebaut werden, auf erneuerbare Energien umzusteigen. Zum anderen könnten Unternehmen, die viel CO2-Erzeugen, ein höheres Risiko im Portfolio bedeuten. Das Thema fossile Brennstoffe muss sich also nicht zwingend auf den Niedergang der Ölkonzerne beschränken. Wichtig ist das Big Picture: Reduktion der Treibhausgase. Und da gehören die Verbrauchen nun mal dazu. Deshalb sind im MSCI World Low Carbon Leaders die 20% der Unternehmen mit den größten CO2-Emissionen ausgeschlossen.

Der Ansatz kann auch aus Sicht der Rendite attraktiv sein, denn vermutlich werden zukünftig weitere Regularien zur Reduktion der CO2-Emissionen beschlossen werden, und das könnte für Unternehmen mit geringem Ausstoß ein wirtschaftlicher Vorteil sein.

Auf der anderen Seite könnten Energieverbraucher auch auf erneuerbare Energiequellen umsteigen, sobald sie kostengünstiger sind. Ein wichtiges Thema ist da zum Beispiel grüner Stahl. Es könnte also auch ein Trugschluss sein, Branchen, die aktuell viel CO2 emittieren, aus dem Portfolio auszuschließen.

Sind ETFs ohne fossile Brennstoffe zu empfehlen?

Wie einige bereits von meiner Depot-Seite wissen, investiere ich in den MSCI World ESG Leaders und den MSCI World Emerging Markets ESG Leaders. Ich bin überzeugt vom Best-in-class-Prinzip, das in diesen ETFs umgesetzt wird.

Auf die Energiebranche bezogen heißt das, dass auch Konzerne aus der fossilen Energiebranche enthalten sein können, wenn sie ein im Vergleich zur Branche ein hohes ESG-Rating haben.

Meiner Meinung nach wird es nicht ohne die großen Konzerne gehen. Ich glaube kaum, dass das nächste Startup um die Ecke in ein paar Jahren in der Lage ist, mit neuartiger Technologie die Welt mit sauberer Energie zu versorgen. Da bin ich auch nicht der einzige, der so denkt.

Das vorhandene Knowhow und die Infrastruktur der fossilen Branche sind sehr wichtig für die Energiewende. CO2-Speicher können z. B. auch Wasserstoff speichern. Das weiß ich aus erster Hand, denn mein Bruder arbeitet in der Erdgasspeicher-Branche.

Es müssen Anreize gesetzt werden, um die etablierten Konzerne zur Weiterentwicklung in Richtung Nachhaltigkeit zu zwingen. Dafür kann ein Best-in-class-Investment ein wichter Baustein sein.

Mit all dem kann ich natürlich auch gänzlich daneben liegen. Deshalb ist dies hier auch keine Anlageberatung und jeder muss seine eigenen Entscheidungen treffen (Disclaimer).

Fazit

Der Energiesektor wird sich die nächsten Jahrzehnte noch stark wandeln. Es ist aber relativ klar, dass wir weg davon müssen, Öl, Gas und Kohle zu verfeuern und das CO2 in riesigen Mengen in die Atmosphäre zu pusten.

Diesen Wandel können Investoren mitgestalten und sie können von ihm profitieren, in dem sie in Investmentprodukte wie z. B. ETFs investieren, in denen der Anteil an Unternehmen aus dem Bereich fossile Brennstoffe reduziert ist.

Leider belasten auch die Alternativen wie Staudämme, Atomenergie, Photovoltaik- oder Akkuproduktion die Umwelt. Keine Energie ist wirklich sauber, aber jeder braucht sie! Wir haben also noch einen langen Weg vor uns und es bleibt spannend, welche Unternehmen diese Zukunft gestalten.

Nachhaltige Grüße

Nachhaltige Grüße
Christian Kontakt

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