Anlagestrategie

ETF vs. Fonds: ehrlicher und kritischer Vergleich

ETF vs. Fonds - was ist besser

Beim Vergleich ETF vs. Fonds prallen Investmentphilosophien aufeinander. Mit ETFs investiert man passiv in große Teile des Aktienmarktes und beteiligt sich kostengünstig an dessen Wachstum. Aktive Fonds versuchen hingegen, den Markt zu schlagen und Verluste in Börsencrashs zu minimieren.

Welche Strategie erfolgreicher ist, erfährst du in diesem Artikel. Belegt mit Studien, Performancevergleichen und konkreten Beispielen.

Das Wichtige in Kürze:

Weltweit gestreute ETFs liefern die durchschnittliche Aktienmarktrendite von ca. 8% pro Jahr und das bei vergleichsweise geringem Risiko.

Aktive Fonds können den Markt durch eine geschickte Auswahl von Unternehmen schlagen. Allerdings scheitern auf lange Sicht mehr als 90% der Fonds daran.

Einer der entscheidendsten Aspekte beim Vergleich ETF vs. Fonds sind die jährlichen Gebühren, die bei aktiven Fonds um ein Vielfaches höher sind.

Wie unterscheiden sich Fonds und ETFs?

Beide Finanzinstrumente bestehen aus einer großen Anzahl an Wertpapieren (meist Aktien), die in einem einzigen Produkt zusammengefasst sind. Allerdings gibt es entscheidende Unterschiede.

Aktive Fonds:

  • Unternehmensauswahl basiert auf aktiven Entscheidungen
  • Die Zusammenstellung kann laufend angepasst werden
  • Gebühren von ca. 1,0 – 2,0% pro Jahr

ETFs:

  • Unternehmensauswahl basiert auf objektiven Kriterien
  • Die Zusammenstellung ändert sich nur wenig
  • Gebühren von ca. 0,1 – 0,3% pro Jahr
So funktionieren aktive Fonds

Bei aktiv gemanagten Fonds prüft ein Analystenteam, welche Unternehmen die besten Zukunftsperspektiven haben und nach Möglichkeit unterbewertet sind. Außerdem werden allgemeine Trends und Regionen im Hinblick auf ihre Wachstumschancen analysiert.

Basierend auf Fundamentalkennzahlen wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) oder der Eigenkapitalquote werden die besten Kandidaten ausgewählt. Bei der finalen Gewichtung versuchen die Fondsmanager, Chancen und Risiken bestmöglich auszubalancieren.

Diese Zusammenstellung wird laufend überprüft und an die Marktlage angepasst. Sind Aktien gut gelaufen, können sie abgestoßen werden. Mit dem freigewordenen Kapital werden neue attraktive Positionen ins Portfolio geholt.

So funktionieren ETFs

ETFs kommen im Gegensatz zu Fonds ohne aktives Management aus. Die Auswahl der Unternehmen basiert auf einem sogenannten Index. Dieser ist nach objektiven Kriterien, wie der Region, dem Marktsegment oder der Unternehmensgröße zusammengestellt.

Ein MSCI World ETF enthält zum Beispiel ca. 1600 mittelgroße bis große Unternehmen aus den Industriestaaten. Ein S&P 500 ETF enthält die 500 größten US-amerikanischen Unternehmen.

Diese Zusammenstellung ändert sich nur, wenn sich etwas an den objektiven Eigenschaften der Unternehmen ändert.

Was bedeutet passives Investieren?
Passiv investieren mit ETFs

Nicht nur die Zusammenstellung ist frei von subjektiven Entscheidungen, auch die Gewichtung der Unternehmen in einem ETF ist automatisiert.

In der Regel sind die Firmen nach Unternehmenswert gewichtet. Man spricht hier von einer Gewichtung nach Marktkapitalisierung. Steigt ihr Kurs, steigt ihr Anteil im ETF automatisch mit, da Wert und Aktienkurs direkt voneinander abhängen.

Es ist kein Zu- oder Verkauf erforderlich. Das spart dem ETF einiges an Handelsgebühren, die bei einem Fonds, der viel hin und her schichtet, erhebliche Kosten verursachen.

Unternehmensgewichtung der Top10 im MSCI World

Stand Nov 21

ETF vs. Fonds – Performance

ETFs können immer nur so gut laufen wie der Aktienmarkt, den sie abbilden. Ein DAX-ETF liefert also die Rendite der 40 DAX-Unternehmen, abzüglich Gebühren. Fonds können hingegen besser oder schlechter performen als ihr Vergleichsmarkt.

Fonds mit amerikanischen Unternehmen werden in der Regel mit dem US-Markt verglichen, weltweit gestreute Fonds entsprechend mit einem weltweiten Index wie dem MSCI World ACWI.

Bei der Benchmark wird gern getrickst.

Vergleicht sich ein aktiver Fond, in dem Facebook und Nike enthalten sind, mit dem DAX, weißt du sofort, dass jemand versucht, die Performance schönzurechnen. Der DAX ist nämlich im Gegensatz zu amerikanischen Unternehmen in letzter Zeit nicht gut gelaufen.

Das vernichtende Ergebnis der SPIVA-Studie

Standard & Poor’s stellt sich jedes Jahr der Herausforderung, tausende von Fonds mit ihrer jeweiligen Benchmark zu vergleichen. Das Ergebnis ist die SPIVA-Scorecard und die spricht eine eindeutige Sprache.

US-Large-Cap-Fonds verglichen mit dem S&P 500
SPIVA-Scorecard 2021 - US Large Cap

Quelle: SPIVA-Scorecard 2021 – Performance im angegebenen Zeitraum (nach Gebühren)

Selbst bei kurzen Betrachtungszeiträumen waren mehr als die Hälfte aller aktiven Large-Cap-Fonds schlechter als ihre Benchmark (in diesem Fall der S&P 500 Index). Je länger der betrachtete Zeitraum, desto schlechter die Quote.

Bei einem typischen Investmenthorizont von 20 Jahren müssen sich weit über 90% der Fonds der Marktrendite geschlagen geben.

Weltweit investierte Fonds verglichen mit dem S&P International 700
SPIVA-Scorecard 2021 - International

Quelle: SPIVA-Scorecard 2021 – Performance im angegebenen Zeitraum (nach Gebühren)

Beim Vergleich weltweit gestreuter ETFs vs. Fonds ist das Ergebnis ebenso ernüchternd. Gleiches gilt übrigens auch in anderen Bereichen wie Small Cap Aktien (kleine Unternehmen). Die Studie ist sehr umfangreich.

Nur 5-10% der Fonds sind langfristig besser als der Markt.

Untersuchungen von MarketWatch kamen sogar zum Schluss, dass überhaupt kein Fonds langfristig besser ist als sein Benchmark. Das wäre natürlich ernüchternd. Ob es 2%, 5% oder 8% sind, ist aber eh egal. Du hast nämlich noch ein weiteres Problem.

Wie findest du die Gewinner-Fonds?

Leider ist das unmöglich. Welcher Fonds künftig unter den Top-Performern sein wird, kann niemand vorhersagen. Vergangene Erfolge sind genauso wenig ein Garant dafür wie eine überzeugende Fondsstrategie.

Der legendäre Fidelity Magellan Fonds, der durch Peter Lynch in den 1980ern weltberühmt wurde, erwirtschaftete in dieser Zeit grandiose 29% Rendite pro Jahr!

Fidelity Magellan Fonds vs. S&P 500 - 1985-1995
Fidelity Magellan Fonds vs. S&P 500 - 1995-2021

Datenquelle: Yahoo! finance (erst ab 1985 verfügbar; bereinigt um Splits, Dividenden, usw.)

Von 1995 bis 2021 war das Ergebnis ernüchternd. Immerhin ist der Fonds mit der Marktrendite gleichauf. Aber wer auf massive Überrenditen gehofft hatte, wurde enttäuscht. Und das von einem der bekanntesten und erfolgreichsten Fonds der Geschichte!

Lass dich nicht täuschen.

Es gibt immer Fonds, die den Markt schlagen.

Aber es gibt auch Tausende, die in derselben Zeit unter die Räder kommen. Wer die vergisst, fällt dem sogenannten Survivorship Bias zum Opfer. Hinterher ist man immer schlauer und es wirkt logisch, dass z. B. technologielastige Fonds in den letzten 10 Jahren gute Ergebnisse geliefert haben.

Immer mehr Anleger verstehen das und setzen auf passive Investments.

ETFs verdrängen traditionelle Fonds (Quelle - Bloomberg)

Quelle: Bloomberg – Daten vom US-Markt (in eigener Darstellung)

Möchtest du auch von passiven Geldanlagen profitieren? Dann empfehle ich dir meinen ETF-Artikel für Einsteiger.

Gibt es Marktphasen, in denen aktive Fonds besser sind?

Aktive Fonds haben die Möglichkeit, ihre Positionen über alternative Finanzinstrumente wie Optionen oder Leerverkäufe abzusichern. Außerdem können sie in heißgelaufenen Marktphasen die Cashquote erhöhen und bei Kurseinbrüchen nachkaufen.

ETFs sind den Winden der Märkte schutzlos ausgeliefert.

Studien zeigen aber, dass aktive Fonds auch in turbulenten Marktphasen keine besseren Renditen liefern. Die Statistiken entzaubern die tollen Geschichten der Fondsmanager. Das Fazit ist eindeutig:

Aktive Manager zeigen keine konsistente Tendenz, in Bullen- oder Bärenmärkten einen Mehrwert zu liefern.

Vanguard [… active managers do not display any consistent tendency to add value in bull or bear markets, …]

Es gibt natürlich sehr defensiv eingestellte Fonds, die in einem Crash stabil bleiben. In Bullenmärkten werden diese aber besonders schnell abgehängt.

Thomas von Finanzfluss hat zu dem Thema ein sehr unterhaltsames Video produziert, in dem er die Performance von Crashpropheten wie Dirk Müller, Max Otte und Marc Friedrich analysiert. Wie die beim Vergleich ETF vs. Fonds wegkommen, kannst du dir vermutlich denken.

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Warum sind ETFs besser als aktive Fonds?

ETF vs. Fonds Vergleich

Die Antwort ist banal: Die Welt ist zu komplex, um die Entwicklung der Märkte vorherzusagen. Das gilt heute mehr als je zuvor. Niemand weiß, wie künstliche Intelligenz, Klimawandel oder Gentechnik die Unternehmenslandschaft verändern werden.

Selbst wenn man Markttrends korrekt vorhersagt, ist selten klar, welche Unternehmen davon am meisten profitieren. Sobald sich abzeichnet, wer der nächste Platzhirsch sein wird, ist die Information längst in den Aktienkursen eingepreist.

ETFs ist das alles völlig egal.

Der Trick ist, dass du alle Firmen im Portfolio hast!

Das Geheimnis der ETF-Rendite

Sobald ein Unternehmen eine gewisse Größe erreicht, rutscht es in die großen Welt-ETFs und damit in dein Depot.

Woher kommt die Rendite von ETFs

Kein aktiver Investor hatte 1996 sowohl Apple, als auch Microsoft und Amazon in seinem Portfolio. Und wenn, hat er sie garantiert nicht bis heute gehalten. Amazon hat seinen Wert immerhin vertausendfacht!

Studien zufolge sind lediglich 4% aller Unternehmen für die gesamte Marktrendite verantwortlich (je nach Zeitraum sogar nur 1%). Ein ETF-Investoren hat jede einzelne dieser Firmen im Depot und denkt im Traum nicht dran, sie zu verkaufen.

Die 7 häufigsten ETF-Fehler

( und wie du sie vermeidest )

Echte Fälle aus dem wirklichen Leben. Inspiriert durch Freunde, Familie und die ETF4Good-Community.

EFTs vs. Fonds – die Gebühren sind entscheidend

Vergessen wir für einen Moment, dass Marktprognosen in der Regel danebenliegen. Selbst wenn ein aktiver Fonds ähnliche Renditen liefert wie der Markt, bleibt er trotzdem hinter einem ETF zurück. 1,5% Gebühren pro Jahr klingen harmlos, sind sie aber nicht.

Bis zur Rente verlierst du ein Viertel deines Vermögens.

ETF vs. Fonds mit 100€ monatlicher Sparrate
ETF vs. Fonds bei 100€ monatlicher Sparrate

Das Problem ist der lange Anlagehorizont. Jahr für Jahr geht dir ein Teil deines Vermögens durch die Lappen (samt Zinseszins). Welt-ETFs bekommt man schon für 0,15% pro Jahr. Das ist ein Zehntel der typischen Fondsgebühren!

⇒ Wie viel sollte ein ETF maximal kosten?

Fondsmanager versprechen, den Verlust durch überdurchschnittliche Renditen aufzuholen. Wie wir gesehen haben, bleibt das ein Wunschtraum.

Wer noch viele Jahre vor sich hat, hat für die Entscheidung ETF vs. Fonds zwei Argumente: Ist der Anlagehorizont groß genug, können einem Schwankungen an der Börse egal sein. Ausgeklügelte Absicherungsstrategien sind unnötig. Nach 15 Jahren war man immer im Plus. Zweitens lohnt sich jedes Zehntelprozent Gebührenersparnis mit jedem Jahr umso mehr.

In welchen Fällen können Fonds Sinn machen?

Der Trend zu passiven Investments ist ungebrochen. Allerdings gibt es auch Gründe, auf aktive Produkte zu setzen.

Fonds in Nischenmärkten

Es gibt einige Regionen und Marktsegmente, die mit passiven Produkten schlecht zugänglich sind. Das sind zum Beispiel die sogenannten Frontier Markets, die Unternehmen aus aufstrebenden Märkten wie Nigeria, Vietnam oder Argentinien enthalten.

Außerdem haben institutionelle Investoren (dazu zählen Fonds) Zugang zu Finanzinstrumenten, die Privatanlegern verwehrt bleiben. Bei sowas würde ich allerdings drauf achten, dass ein Fonds transparent darlegt, in was genau er investiert.

Beimischung mit mehr Risiko

Im Rahmen einer Core-Satellite-Strategie investieren viele Anleger einen kleinen Anteil ihres Portfolios mit größerem Fokus und mehr Risiko. Das können auch aktiv gemanagte Fonds sein.

Diese setzten zum Beispiel auf ihre Expertise in bestimmten Trendthemen wie künstliche Intelligenz oder Cyber Security.

Die 5 beliebtesten Varianten der Core-Satellite-Strategie

Direkte Ansprechpartner vermitteln Sicherheit

Im Alter oder bei hohen Summen ist die Rendite meist nur noch zweitrangig. Was zählt, ist ein Gefühl von Sicherheit. Ist man wirklich selbst in der Lage, sein Geld anzulegen? Fonds bieten die Möglichkeit, die Geldanlage in Zusammenarbeit mit Profis zu gestalten.

Ein ansprechbares Management, das Rückfragen beantwortet, sorgt für ein gutes Bauchgefühl und ist vielen Anlegern die Mehrkosten wert.

Nachhaltige Fonds

Nachhaltigkeitsfonds beschäftigen zusätzlich zu normalen Analysten oft einen sogenannten Beirat. Dieser bewertet Unternehmen in Bezug auf soziale, ökologische und moralische Kriterien. In den Fonds kommen nur Firmen, die alle festgelegten Nachhaltigkeitskriterien erfüllen.

Ich bin ein Fan von nachhaltigen ETFs, die ebenfalls ökologische und soziale Aspekte berücksichtigen. Allerdings muss ich zugeben, dass einige Nachhaltigkeitsfonds noch strengere Kriterien anlegen. Auch wenn das in der Regel zu Lasten der Diversifikation geht.

Nachhaltige ETFs im Überblick – diese 9 Typen gibt es

Fazit

Das Thema ETF vs. Fonds wird immer eine Streitfrage bleiben. Aktive Fondsmanager erfinden tolle Geschichten, um ihre Produkte zu verkaufen:

  • Die Marktlage ist aktuell besonders brenzlig. Das erfordert aktives Risikomanagement!
  • Es gibt diesen unglaublichen Trend, den noch keiner erkannt hat!
  • ETFs sind dummes Geld. Mit denen kauft man überbewertete Unternehmen!

Die Wahrheit ist: ETFs sind transparent, kostengünstig und haben ein unschlagbares Rendite-Risiko-Verhältnis. Warum soll ich 1,5% Gebühren bezahlen, wenn ich mir damit mehr Risiko und weniger Rendite ins Portfolio hole?

Ich lehne mich lieber zurück und genieße die Marktrendite.

Meine Welt-ETFs arbeiten unermüdlich vor sich hin, heute, morgen, in zwei Jahren und in drei Jahrzehnten immer noch.

Nachhaltige Grüße

Nachhaltige Grüße
Christian Kontakt

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