Anlagestrategie

Core-Satellite-Strategie – die 5 beliebtesten Varianten

Core-Satellite-Strategie

Die Core-Satellite-Strategie gehört zu den beliebtesten und erfolgreichsten Anlagestrategien auf dem Markt. Sie ist für Privatanleger leicht umsetzbar und bietet unschätzbare psychologische Vorteile.

Nach dem Lesen dieses Artikels wirst du wissen, wie die Core-Satellite-Strategie funktioniert, welche Varianten es gibt und wie du damit deinen Anlageerfolg steigerst.

Das Wichtige in Kürze:

Die Kernidee der Core-Satellite-Strategie ist die gezielte Beimischung spekulativer Elemente in ein ansonsten konservativ strukturiertes Portfolio.

Je nach Ausprägung kann sich das Risikoprofil von Kern und Satelliten stark bis sehr stark unterscheiden.

Die Vorteile der Core-Satellite-Strategie sind ein gut steuerbares Risikomanagement und die Kontrolle irrationaler Impulse seitens des Anlegers.

Wie funktioniert die Core-Satellite-Strategie?

Der Grundgedanke der Core-Satellite-Strategie ist die Aufteilung eines Investmentportfolios in einen risikoarmen Core und kleinere risikoreiche Satelliten. Der Kern sorgt für Stabilität, während die Satelliten der kontrollierten Performancesteigerung dienen.

Dieser Ansatz sollte nicht mit der primären Asset Allocation verwechselt werden. Der risikoarme Teil eines Portfolios dient ausschließlich dem Werterhalt. Bei der Core-Satellite-Strategie sollen hingegen sowohl der Kern als auch die Satelliten Rendite erwirtschaften.

Primäre Asset Allocation

Die Core-Satellite-Strategie gehört zum risikoreichen Teil des Portfolios.

Eine Aufteilung des Portfolios in Positionen mit ähnlichem Risikoprofil, wie z. B. die Beimischung von Immobilien- oder Small-Cap-ETFs, ist keine Core-Satellite-Strategie.

Vorteile der Core-Satellite-Strategie

Vielen ist die Renditeerwartung eines klassischen Weltportfolios zu gering. Der Ehrgeiz erwacht und die Alternativen werden durchstöbert.

Privatanleger unterschätzen aber, wie hoch die Risiken vieler Investments sind. Viele verhalten sich irrationaler als sie denken. Das kann durch Einflüsse aus dem Freundeskreis getriggert werden, durch „Fear of missing out“ oder durch simple Langeweile.

Wenn du diese Tendenzen in dir spürst, könnte ein dualer Ansatz der richtige sein. Behältst du deine bewährte Portfoliostruktur bei und ergänzt sie lediglich durch ausgewählte spekulative Elemente, sicherst du deine finanzielle Stabilität.

Trotzdem kannst du deinen Spieltrieb ausleben.

Auch wenn die Satelliten in ihrer Gewichtung beschränkt sind, kannst du mit ihnen mitfiebern. Laufen sie gut, freust du dich über den Rendite-Push. Laufen sie schlecht, bist du nicht gleich finanziell ruiniert. Das ist der psychologische Trick dabei.

Rule No.1: Never lose money. Rule No.2: Never forget rule No.1.

Warren Buffett, Investmentlegende

5 beliebte Varianten der Core-Satellite-Strategie

Je nach Vorliebe und Knowhow gibt es unterschiedliche Ausprägungen der Core-Satellite-Strategie. Dein Gefühl wird dir sagen, welche für dich die richtige ist.

Nr. 1: Klassische Variante
Core-Satellite-Strategie Nr. 1

Core: Breit gestreute Welt-ETFs (Gewichtung 80-95%)

Satelliten: 3-10 Einzelaktien (Gewichtung 5-20%)

Das klassische ETF-Weltportfolio nach Gerd Kommer eignet sich hervorragend für den Kern eines Core-Satellite-Portfolios. Das Rendite-Risiko-Verhältnis ist unschlagbar. Verluste sind langfristig unwahrscheinlich, vorausgesetzt dein Anlagehorizont beträgt min. 10-15 Jahre. Die Renditeerwartungen liegen dann bei ca. 8% (inflationsbereinigt bei ca. 5%).

Die Satelliten bestehen aus ausgewählten Einzelaktien. Im Gegensatz zu reinen Einzelaktienportfolios, die oft aus 20-50 Unternehmen aufgebaut sind, würde ich die Anzahl gering halten. Hier geht es nicht um Diversifikation sondern um Überrendite.

Konzentriere dich auf die vielversprechendsten Chancen. Das reduziert den Rechercheaufwand und maximiert das Renditeplus. Abgesichert bist du durch den Kern.

Nr. 2: Krypto-Variante
Core-Satellite-Strategie Nr. 2

Core: Breit gestreute Welt-ETFs (Gewichtung 90-95%)

Satelliten: 1-10 Kryptowährungen (Gewichtung 5-10%)

Dieser High-Risk-Ansatz geht einen Schritt weiter. Um das solide Fundament des Kerns kreisen hochspekulative Kryptopositionen. Die Upside ist riesig, die Downside der Totalausfall.

So gehst du auf Renditejagd.

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Kryptowährungen beiseite, möchte ich dir raten, das allgemeine Risiko der Anlageklasse nicht zu unterschätzen.

Allerdings gibt es auch Vorteile. Da es sich um eine neue Assetklasse handelt, holst du dir zusätzliche Diversifikation ins Portfolio. Das gepaart mit einer vernünftigen Gewichtung, kann ein solides Risikoprofil ergeben.

Nr. 3: Themen-ETFs als Satelliten
Core-Satellite-Strategie Nr. 3

Core: Breit gestreute Welt-ETFs (Gewichtung 80-95%)

Satelliten: 1-3 Themen-ETFs (Gewichtung 5-20%)

Wem die Unternehmensanalyse zu mühsam ist, kann auf sogenannte Themen-ETFs zurückgreifen. Risikotechnisch liegen sie deutlich näher an Welt-ETFs, bieten aber dennoch Potential.

Bei Themen-ETFs sind ca. 30 bis 250 Unternehmen zusammengefasst, die zu einer Branche oder einem technologischen Trend gehören (z. B. künstliche Intelligenz oder erneuerbare Energien). Das schließt indirekte Profiteure wie z. B. Zulieferfirmen mit ein. Das Gute: bei so einem Produkt entfällt das Ausfallrisiko einzelner Unternehmen.

Um klare Akzente zu setzen und von den (hoffentlich richtigen) Prognosen zu profitieren, sollte man meiner Meinung nach nicht mehr als 3 Themen-ETFs beimischen. Sonst verwässert man die Satelliten. Bis zu 20% Gewichtung sollten vertretbar sein.

Wie ich Themen-ETFs auswähle und bewerte, findest du in diesem Beitrag.

Nr. 4: Gestaffelte Satelliten
Core-Satellite-Strategie Nr. 4

Core: Breit gestreute Welt-ETFs (Gewichtung 75-90%)

Satelliten: 1-2 Themen-ETFs + 2-10 Einzelaktien + Kryptowährungen (Gewichtung 10-25%)

Wer sich nicht entscheiden kann, will meistens alles haben. Das ist mit Einschränkungen auch kein schlechter Ansatz. Themen-ETFs und Kryptowährungen erfüllen verschiedene Funktionen und können sich gut ergänzen.

In einem gestaffelten Core-Satellite-Ansatz, baust du dein Portfolio wie eine Zwiebel auf. Um einen festen Kern schichtest du Assets mit ansteigendem Risiko. Das kostet zwar bei der Portfoliopflege mehr Arbeit, kann aber eine ausgewogene Strategie ergeben.

Nr. 5: Core-Satellite extrem!
Core-Satellite-Strategie Nr. 5

Core: Staatsanleihen höchster Bonität, am besten Inflationsgeschützt (Gewichtung 85-95%)

Satelliten: Spekulative Wertpapiergeschäfte (Gewichtung 5-15%)

Die letzte Variante ist ein konzeptionelles Prachtstück. Dem aufmerksamen Leser des Bestsellers Antifragil von Nassim Nicholas Taleb wird aufgefallen sein, dass Taleb ein Verfechter der Core-Satellite-Strategie ist. Allerdings einer extremen.

Folgendes Motiv ist zentral:

Mittlere Risiken können gewaltigen Berechnungsirrtümern unterliegen.

Antifragil, S. 229

In Talebs Augen sind breit diversifizierte Aktien- oder ETF-Portfolios nicht so sicher, wie viele glauben. Naht ein Schwarzer Schwan (ein unvorhersehbares katastrophales Ereignis), droht enormer Verlust.

Auf der anderen Seite bergen starke Schwankungen das Potential für große Gewinne. Zumindest wenn man es richtig anstellt.

Taleb konstruiert um diese Überlegungen seine berühmte Hantelstrategie (engl. Barbell Strategy). Das ist nichts anderes als eine Core-Satellite-Strategie. Zunächst muss man die Fragilität seines Portfolios auf ein Minimum reduzieren (Staatsanleihen im Core), bevor man es mit extremen aber kalkulierten Risiken antifragil macht.

Antifragilität ist eine Kombination aus Aggressivität und Paranoia.

Antifragil, S. 230

Diesen Ansatz sehe ich allerdings aus zwei Gründen kritisch. Zum einen muss man spezielles Knowhow besitzen, um von Optionen und Zertifikaten zu profitieren. Zum anderen sind Welt-ETFs nicht so risikoreich wie Talebs Theorie suggeriert (er erwähnt ETFs auch nicht konkret).

Wichtig ist ein langer Anlagehorizont.

Deshalb bin ich mit meinem ETF-Core zufrieden. Es ist aber trotzdem interessant, sich mit den Extremen der Investmentwelt zu beschäftigen.

Die Core-Satellite-Strategie in der Praxis

Der entscheidende Faktor für den Erfolg einer Core-Satellite-Strategie ist die Gewichtung. Wer die Satelliten zu klein wählt, wird den Kern kaum bewegen. Wer übertreibt, schraubt das Risiko hoch.

Passe die Gewichtung gewissenhaft an das Risikoprofil deiner Satelliten an.

Sparpläne und Rebalancing

Ein Core-Satellite-Portfolio besteht aus vielen Komponenten. Am besten investierst du automatisiert über Sparpläne. Sonst werden Aufwand und Kosten zu groß.

Mit der Zeit wird sich die Gewichtung deiner Bausteine verschieben. Das ist bei reinen Welt-Portfolios auch nicht anders. Da die Bausteine bei der Core-Satellite-Strategie aber unterschiedlich viel Risiko tragen, ist es umso wichtiger, regelmäßig zu rebalancen.

Das kann sowohl in zeitlich festgelegten Intervallen als auch bei Überschreitung festgelegter Grenzwerte erfolgen. Wichtig ist, dass du die Regeln vorher festlegst und sie diszipliniert einhältst. Sonst begehst du einen der 3 typischen Fehler bei der Umsetzung.

Die 3 häufigsten Fehler bei der Umsetzung

1. Risikotoleranz überschätzen

Gier macht blind. Viele schauen auf die Renditechancen, ohne zu merken, wie weit sie sich aus dem Fenster lehnen. Es gibt viele attraktive Optionen für die Satelliten und der „langweilige“ Core schrumpft schnell zusammen.

Lass dich davon nicht verleiten!

Wähle gewissenhaft die Gewichtung und bespreche dein Vorhaben am besten mit jemandem durch, der Erfahrung hat.

2. Keine Ahnung von den Satelliten

Wähle nur Investments, die du auch verstehst. Das bedeutet nicht, dass du jedes Detail durchschauen musst. Gerade bei Hochrisikoanlagen wie Bitcoin kann das niemand. Deshalb ist das Renditepotential ja so groß.

Vermeide aber, blind in etwas zu investierst, das dir irgendwo empfohlen wurde.

3. Gewichtung außer Kontrolle

Wenn eine Anlageklasse gut performt, tendieren viele dazu, sie laufen zu lassen. Das ist auch nicht ganz falsch, aber es kann jederzeit brutale Rücksetzer geben. Überlege dir deshalb eine vernünftige Rebalancing-Strategie und ziehe sie durch!

So behältst du die Kontrolle über das Risiko in deinem Portfolio.

Fazit

Wie spekulativ du unterwegs sein willst, musst du selbst entscheiden. Ich kann es aber durchaus nachvollziehen, wenn dir ein Weltportfolio zu langweilig ist.

Bei passiven Investments fehlt der Kick.

Irgendwo muss das frisch geweckte Interesse für den Finanzmarkt schließlich hin. Die Core-Satellite-Strategie kann ein gutes Ventil sein.

Entscheidend ist, dass du die Downside im Griff hast. Eine Investmentlegende drückte das einmal elegant mit folgenden Worten aus. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Stelle sicher, dass die Wahrscheinlichkeit des Nicht-Hinnehmbaren (Verlusts) gleich Null ist.

Ray Dalio, Gründer von Bridgewater Associates (aus Antifragil)

Nachhaltige Grüße

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Christian Kontakt

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