In der Ausbildungszeit ist das Geld knapp. Aber nach den ersten Berufsjahren sollte etwas auf dem Konto liegen bleiben. Je nach Lebenslauf ist das unterschiedlich viel. Da stellt sich die Frage, wie viel Geld man mit 30 eigentlich gespart haben sollte?
In diesem Beitrag findest du konkrete Antworten. Abhängig von der Ausbildungslänge und den finanziellen Ambitionen ist das etwas unterschiedlich. Allerdings kann man Minimalsummen nennen, die für die meisten eine sinnvolle Orientierung sind.
Das Wichtige in Kürze:
Wie viel Geld muss man mit 30 haben, um besser als der Durchschnitt zu sein?
Vergleiche motivieren. Es liegt nahe, einen Blick auf deutsche Durchschnittswerte zu werfen.
Man sieht sofort, die Zahlen gehen stark auseinander. Mit Ersparnissen von 17.800€ gehört man mit 30-34 Jahren zur reicheren Hälfte. Möchtest man zu den Top 20% gehören, benötigt man bereits ein 6-stelliges Vermögen.
Diese Zahlen schüchtern ein.
Allerdings sollte jedem klar sein, dass hier Geschenke und Erbschaften mit eingerechnet sind. Woher sollen junge Leute sonst über 200.000€ herhaben? Das entspricht einer Sparquote von 1400€ pro Monat, seit dem 18. Lebensjahr!!
Dass das jeder Zehnte 30-Jährige aus eigener Kraft verdient hat, würde ich bezweifeln (vielleicht 2-3%). Lass dich also nicht verunsichern.
Haushaltsnettovermögen
Zum Nettovermögen zählen Immobilien- und Finanzvermögen (Aktien und andere Wertpapiere, Versicherungen sowie Cash auf Tagesgeld- und Sparkonten) abzüglich Schulden (Hypotheken, Konsumschulden und sonstige Kredite).
Sollte man sich an Durchschnittswerten orientieren?
Leider sieht man solche Statistiken viel zu oft unkommentiert. Da werden blind Empfehlungen abgeleitet und falsche Vorstellungen geweckt.
Das Leben zwischen 20 und 30 verläuft sehr unterschiedlich.
Der eine macht mit 16 eine Ausbildung, der andere schließt mit 30 seine Promotion ab. Der Vergleich mit Gleichaltrigen ist mit Vorsicht zu genießen. Was einem allerdings noch mehr zu denken geben sollte, ist die Entwicklung der Durchschnittsvermögen im Alter.
Vor allem bei den Perzentilen unter 50% steigt das Vermögen kaum an. Das finde ich erschreckend. Jeder, der sein Geld vernünftig anlegt, sollte ein exponentielles Wachstum beobachten.
Vergleich des 50%-Perzentils mit einer konservativen Rendite von 5%

Wie kann es sein, dass Deutsche mit 40-44 Jahren im Median 87.200€ besitzen, aber mit 60-64 Jahren gerade mal 120.500€? Das ist die Sparbuchmentalität, die du unbedingt vermeiden solltest!
Orientiere dich besser nicht am Durchschnitt.
Investiere dein Geld. Sonst wird es nicht reichen, um deine Rentenlücke zu schließen. Am besten sind breit gestreute ETFs geeignet. In meinem Artikel für Einsteiger erkläre ich Schritt für Schritt, wie das funktioniert.
Wie viel Geld muss man mit 30 haben, um seine Rentenlücke zu schließen?
Das langfristige Sparziel Nummer 1 unserer Generation ist das Schließen der Rentenlücke. Reden wir nicht drum herum. Selbst wenn die Rente sicher ist, ihre Höhe ist es nicht.
Schon heute werden die Rentenzahlungen mit 100 Mrd. € aus Steuergeldern quersubventioniert. Der demografische Wandel tut sein übriges. Jeder ist gut beraten, selbst vorzusorgen. Die folgende Tabelle zeigt dir, wie viel du dafür brauchst.
Alter bei Berufseinstieg | Rentenlücke (im Monat) | Sparquote zum Gehalt | Sollvermögen mit 30 | Sollvermögen mit 35 | Sollvermögen mit 67 |
18 | 960 € | 5,1% | 22.000 € | 37.000 € | 309.000 € |
19 | 970 € | 5,4% | 21.000 € | 36.000 € | 310.000 € |
20 | 980 € | 5,7% | 19.500 € | 35.000 € | 314.000 € |
21 | 990 € | 6,1% | 18.500 € | 34.000 € | 317.000 € |
22 | 1.000 € | 6,4% | 17.000 € | 32.000 € | 320.000 € |
23 | 1.010 € | 6,8% | 15.500 € | 31.000 € | 323.000 € |
24 | 1.020 € | 7,2% | 14.000 € | 29.000 € | 327.000 € |
25 | 1.030 € | 7,6% | 12.000 € | 28.000 € | 329.000 € |
26 | 1.040 € | 8,1% | 10.000 € | 26.000 € | 333.000 € |
27 | 1.050 € | 8,6% | 7.500 € | 24.000 € | 336.000 € |
28 | 1.060 € | 9,1% | Notgroschen | 22.000 € | 339.000 € |
29 | 1.070 € | 9,7% | Notgroschen | 19.000 € | 342.000 € |
30 | 1.080 € | 10,3% | Notgroschen | 17.000 € | 345.000 € |
Die Zahlen sind Inflationsbereinigt, entsprechen also der heutigen Kaufkraft.
Folgende Grundannahmen habe ich getroffen:
- Nettogehalt von 2364€ (abgeleitet vom deutschen Durchschnittsgehalt mit 30 Jahren von ca. 45.000€ brutto).
- Gehaltserhöhung von jährlich 1% über der Inflation.
- Ab dem Berufsstart wird Geld mit der angegebenen Sparquote zurückgelegt.
- Das Kapital wird mit 5% Rendite investiert (entspricht dem inflationsbereinigten Durchschnitt des Aktienmarktes).
- Die Rentenlücke ist ein abgeschätzter Durchschnitt aus 7 verschiedenen Online-Rechnern (wichtige Eingaben sind Nettogehalt, Alter und Berufsstart).
Wer spät in den Beruf startet, hat eine größere Rentenlücke. So groß ist der Unterschied aber glücklicherweise nicht. Viel relevanter ist die geringere Anlagezeit, die man für den Vermögensaufbau zur Verfügung hat.
Während ein 18-jähriger Berufseinsteiger mit 5% Sparquote hinkommt, muss ein 30-Jähriger bereits 10% des Gehalts zurücklegen.
Lohnt es also, in der Ausbildungszeit schon die ersten Euros zur Seite zu legen? Auch wenn das erhebliche Einbußen bedeutet? Schließlich winkt der legenäre Zinseszinseffekt.
Sollte man so früh wie möglich mit dem Vermögensaufbau beginnen?
1 Euro versiebenunddreißigfacht sich, wenn man ihn ab 20 bis zur Rente anlegt (entspricht 8% Rendite). Viele empfehlen deshalb einen frühstmöglichen Start. Das sehe ich kritisch.
Wer ab 20 jeden Monat 100€ investiert, hat mit 30 gerade mal 18.000€ gespart.
Das ist nicht wenig. Aber auch keine astronomische Summe.
Vielleicht bist du jemand, der 5 Jahre mehr in seine Ausbildung investiert hat, später aber dafür viel mehr verdient. Mit 500€ oder 1000€ mehr pro Monat kannst du den Rückstand in wenigen Jahren aufholen.

100€ pro Monat ab dem 20. Lebensjahr reichen für die Rentenlücke. Rendite vor Inflation von 8%.
Meine Empfehlung, wie viel man mit 30 gespart haben sollte
Ich würde im Alter zwischen 20 und 30 davon abraten, auf Teufel komm raus 100€ pro Monat zur Seite zu legen. Wenn du sie hast, super! Wenn nicht, dann nicht. Fokussiere dich auf deine berufliche Ausbildung und die Entwicklung deines Charakters.
Geh auf Reisen, sammel Erfahrung!
Das Geld kann in jungen Jahren an vielen Stellen mehr wert sein als auf dem Investmentkonto. Später im Beruf verdienst du vermutlich genug, um das auszugleichen. Das heißt allerdings nicht, dass du dich gar nicht mit dem Thema beschäftigen solltest.
Fange mit kleinen Summen an
Starte möglichst früh in das Thema Geldanlage. Aber nicht, um groß Vermögen aufzubauen, sondern um Investmenterfahrung zu sammeln. Das geht auch mit kleinen Beträgen.
ETF-Sparpläne starten bei wenigen Euro, oftmals kostenlos. Seine Emotionen zu beobachten, wenn die Börse rauf und runter geht, ist von unschätzbarem Wert. Wer früh Fehler macht und sich bei irrationalem Verhalten ertappt, wird sich im späteren Anlegerleben schmerzliche Verluste ersparen.
Außerdem schiebst du dann den Investmentstart nicht vor dir her. Du erhöhst einfach deine laufenden Sparpläne.
Neben diesen ersten Gehversuchen solltest du dir einen Notgroschen anlegen. Das gibt dir finanzielle Stabilität und ist psychologisch sehr wichtig. Selbst oder gerade wenn du aus wohlhabendem Elternhaus stammst und ihn eigentlich nicht brauchst.
Ein Notgroschen sollte mindestens 4 Monatsausgaben decken.
Wenn du eine Familie hast, die von deinem Gehalt abhängig ist, ist das noch viel wichtiger. Dann sollte er noch größer sein. So kannst du überraschende Reparaturen oder Notfälle überbrücken, ohne in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten.
Die 7 häufigsten ETF-Fehler
( und wie du sie vermeidest )
Echte Fälle aus dem wirklichen Leben. Inspiriert durch Freunde, Familie und die ETF4Good-Community.
Wie viel Geld muss man mit 30 gespart haben, um Millionär zu werden?

Einige sind ambitionierter in ihren finanziellen Zielen. Das respektiere ich. Doch wer durch Investieren eine 7-stellige Summe aufbauen will, muss früh anfangen.
Eine Million entspricht einem passiven Nettoeinkommen von ca. 3000€ pro Monat.
Eine nette Zusatzrente. Da kann man auch ein paar Jahre früher aufhören.
Benötigtes Vermögen mit 30 abhängig von zukünftiger Sparrate
Sparrate von 30 bis 67 | Für 1 Mio. nominell | Für 1 Mio. heutige Kaufkraft |
600 € | 0 € | 42.000 € |
550 € | 0 € | 52.000 € |
500 € | 0 € | 62.000 € |
450 € | 0 € | 72.000 € |
400 € | 0 € | 83.000 € |
350 € | 7.000 € | 93.000 € |
300 € | 14.000 € | 103.000 € |
250 € | 22.000 € | 114.000 € |
200 € | 29.000 € | 124.000 € |
150 € | 36.000 € | 134.000 € |
100 € | 44.000 € | 144.000 € |
50 € | 51.000 € | 155.000 € |
0 € | 58.000 € | 165.000 € |
Wer bereit ist, bis 67 jeden Monat 400€ zu sparen, benötigt mit 30 noch kein großes Vermögen. Je mehr man schon hat, desto leichter wird es allerdings. 58.000€ ist der andere Extremfall. Diese Summe wächst bis zur Rente von allein auf 1 Million Euro.
Das sind allerdings nominelle Werte bei 8% Rendite. Auf Grund der Inflation werden 1 Million Euro in 30-40 Jahren längst nicht mehr die gleiche Kaufkraft haben. Vergleichbar sind in etwa 2,8 Millionen Euro.
Um diese Summe mit 67 zu erreichen, muss man sich deutlich mehr anstrengen. Bei einer Sparrate von 600€ sind mit 30 Jahren 42.000€ Startkapital nötigt. Mit einer 400€-Sparrate brauchst du schon 83.000€ Kapital.
Fazit
Nicht jeder hat mit 30 Jahren 5-stellige Beträge gespart. Das ist meiner Meinung nach auch nicht tragisch. Selbst ambitionierte Ziele wie 1 Million Euro sind weiterhin erreichbar. Wer sein Geld in jungen Jahren in Ausbildung und Erfahrung investiert, braucht sich nichts vorzuwerfen.
Fange trotzdem früh an.
10-25€ pro Monat reichen aus. So bekommst du ein Gefühl für die Geldanlage.
Darüber hinaus ist ein Notgroschen von 4 Monatsausgaben Pflicht. Mit 30 ist man kein Kind mehr. Ein Mindestmaß an Verantwortung und finanzieller Stabilität ist nicht zu viel verlangt. Der Vermögensaufbau zum Schließen der Rentenlücke wird eine weitaus größere Herausforderung.